Politik

Medien: 267 Leichen in Sirte gefunden Libyen bittet NATO um Hilfe

Bleibt die NATO doch länger in Libyen im Einsatz?

Bleibt die NATO doch länger in Libyen im Einsatz?

(Foto: AP)

Die libyschen Widerstandskämpfer geben zum Teil freiwillig ihre Waffen ab. Der nationale Übergangsrat bittet die NATO um einen Verbleib im nordafrikanischen Land. Das Militärbündnis verschiebt eine Entscheidung darüber. Einem Medienbericht zufolge werden in der Heimatstadt des getöteten Ex-Machthabers Gaddafi mehrere Hundert Leichen gefunden.

In der Geburtsstadt des langjährigen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi gibt es neue Hinweise auf ein Massaker. Angeblich wurden 267 Leichen gefunden. In vielen Fällen seien die Opfer vermutlich gemeinsam getötet worden, berichtete die Webseite "Qurinaew" unter Berufung auf Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Diese hätten diese Informationen von libyschen Offiziellen aus Bengasi erhalten, die in Sirte mutmaßliche Massaker untersuchen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte zu Wochenbeginn berichtet, dass ihre Mitarbeiter in Sirte 53 Leichen von Gaddafi-Anhängern gefunden hätten. Diese letzten Gaddafi-Getreuen sollen nach ihrer Gefangennahme durch die Übergangsrats-Milizen getötet worden sein.

NATO berät über Verlängerung

Sirte war am vergangenen Donnerstag nach wochenlangen, erbitterten Kämpfen in die Hände der Milizen des Übergangsrates gefallen. Am selben Tag war auch der frühere Diktator Muammar al-Gaddafi von den Milizionären gefangen genommen und wahrscheinlich gezielt erschossen worden. Trotzdem forderte der libysche Nationale Übergangsrat hat eine Fortsetzung des NATO-Einsatzes in dem nordafrikanischen Land bis mindestens zum Ende des Jahres. Eine Fortsetzung des NATO-Einsatzes komme Libyen und den Nachbarländern zugute, sagte der Präsident des Übergangsrates, Mustafa Abdel Dschalil.

Leichen mit Gaddafi-Anhängern, die am Anfang der Woche gefunden wurden.

Leichen mit Gaddafi-Anhängern, die am Anfang der Woche gefunden wurden.

(Foto: REUTERS)

Die NATO-Botschafter hatten sich in der vergangenen Woche vorläufig auf ein Ende des Einsatzes zum 31. Oktober verständigt. Nach der Forderung des libyschen Übergangsrates vertagte das Bündnis seine endgültige Entscheidung zur Beendigung des Einsatzes. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen berate sich dazu mit den Vereinten Nationen und dem libyschen Übergangsrat, sagte eine NATO-Sprecherin. Aus Diplomatenkreisen verlautete, dass die NATO ihre Entscheidung auch deshalb vertagte, weil Russland zunächst Beratungen im UN-Sicherheitsrat zur Lage in Libyen verlange.

Rebellen entwaffnen sich selbst

Zwar lösen sich erste Verbände der libyschen Revolutionstruppen auf, aber die Entwaffnung der Zivilbevölkerung wird voraussichtlich noch mehrere Monate dauern. Die libysche Zeitung "Al-Qurayna Al-Jadida" meldete, die "Rote Brigade", eine 600 Mann zählende Einheit aus der Stadt Misrata löse sich auf. Sie habe dies in einem Brief an Dschalil angekündigt. Ihre Waffen habe sie dem Innenministerium übergeben. Die Einheit hatte in Tripolis und Misrata gekämpft.

Ein Kämpfer der Revolutionstruppen aus Misrata erklärte, die Kommandeure der 220 Verbände der Stadt hätten kürzlich entschieden, dass künftig keine Fahrzeuge mit militärischem Gerät mehr durch Misrata fahren sollen. "Revolutionäre" mit Schusswaffen seien jedoch noch in vielen Straßen zu sehen. In Misrata überlege das lokale Komitee des Übergangsrates, den Bürgern ihre Waffen abzukaufen, die sie sich für den Kampf gegen die Truppen des inzwischen getöteten Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi beschafft hatten. Alternativ könnten die Bürger eine Lizenz für bestimmte Waffen beantragen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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