Das Land steht vor dem Zerfall Libyen bittet Nato um militärische Hilfe
08.07.2013, 00:50 UhrLange kämpften in Libyen Regierungstruppen und Rebellen um die Macht. Doch auch zwei Jahre nach dem Sturz Gaddafis gibt es keine festen staatlichen Strukturen. Um den Zerfall des Landes zu verhindern, bittet die Regierung laut einem Medienbericht die Nato um Hilfe. Doch die zögert.
Libyens Regierung hat von der Nato nach einem internen Bericht des Bündnisses militärische Unterstützung erbeten, um ein Abgleiten des Landes ins völlige Chaos zu verhindern. Zwei Jahre nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi stehe das nordafrikanische Land vor dem Zerfall, zitiert der "Spiegel" aus dem Bericht einer Nato-Delegation, die Ende Juni das Land bereiste.

Tausende Menschen demonstrierten in Tripoli gegen die immer noch nicht aufgelösten Milizen.
(Foto: dpa)
"Armee und Polizei sind derzeit nicht in der Lage, die Sicherheit für das Land zu garantieren", notierten demnach die Nato-Experten. Dies machten sich kriminelle Banden und radikale Islamisten zunutze. In Libyen befinde sich "das weltweit größte ungesicherte Arsenal von Waffen", darunter Minen, Munition sowie tragbare Flugabwehrsysteme.
Die Regierung in Tripolis habe die Nato gebeten, den Aufbau einer bis zu 35.000 Mann umfassenden Nationalgarde zu unterstützen. Doch die Nato befürchte Kompetenzstreitigkeiten im Land. Generell mangele es den Regierungsstellen an der "Fähigkeit, Rat aufzunehmen und umzusetzen", wurde aus dem Bericht zitiert. Anfang Juni hatte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen angekündigt, "so rasch wie möglich" Experten nach Libyen zu schicken, um die Ausbildung und Beratung libyscher Militärs vorzubereiten.
Regierungschef Ali Seidan sprach bei einer Pressekonferenz von der Notwendigkeit, "die Brigaden und andere Formationen aufzulösen und sie individuell in die Armee und die Polizei zu integrieren". "In der Zukunft wird niemand mehr Waffen tragen, wenn er nicht in der Armee oder Polizei ist", fügte Seidan hinzu.
Massenproteste in Tripolis
In der Hauptstadt Tripolis demonstrierten derweil Hunderte Menschen gegen Milizen und andere "illegitime Brigaden" im Land. Die Demonstranten verlangten die Umsetzung einer Anordnung des Allgemeinen Nationalen Kongresses, des höchsten politischen Organs im Land, wonach die Milizen aus der Stadt abziehen müssen. Außerdem wandten sie sich gegen die Verbreitung von Waffen in Tripolis und forderten die Schaffung einer funktionierenden Armee und Polizei.
Nach dem Sturz des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor knapp zwei Jahren ist es der neuen Staatsführung immer noch nicht gelungen, eine professionelle Armee und Polizei aufzubauen. Zur Absicherung der Grenzen und zum Einschreiten in Stammeskonflikte werden Milizen eingesetzt, die als Aufständische gegen Gaddafi gekämpft hatten. Auch andere Kampfverbände bestehen fort und greifen oft zur Verteidigung ihrer eigenen Interessen zu den Waffen.
Im Februar 2011 waren in Libyen Massenprotesten ausgebrochen. Im März richtete die Nato dann eine Flugverbotszone ein und flog Luftangriffe gegen Ziele in Libyen. Machthaber Gaddafi wurde im Oktober 2011 von Aufständischen gefasst und getötet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP