Eine Frau stürmt in ein Hotel und beschwert sich bei dort wohnenden Journalisten lautstark über Misshandlungen und Vergewaltigung durch Milizen Gaddafis. Sicherheitskräfte führen sie ab. Jetzt ist sie wieder frei - sie sei "betrunken" gewesen, sagt ein Regierungssprecher.

Die libyschen Behörden haben eine am Wochenende festgenommene Frau freigelassen, die Getreuen von Machthaber Muammar el Gaddafi Misshandlung und Vergewaltigung vorgeworfen hatte. "Die junge Frau wurde freigelassen, die Staatsanwaltschaft untersucht die Umstände des Geschehens", sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim. Es handle sich um "eine strafrechtliche und keine politische Angelegenheit". Die beschuldigten Soldaten hätten ihrerseits Klage wegen "Diffamierung und Verleumdung" gegen die Frau eingereicht, sagte Ibrahim. Eine "ärztliche Untersuchung" lehne die Frau ab.

Die Frau war am Samstag unter den Augen internationaler Journalisten von libyschen Sicherheitskräften abgeführt worden. Zuvor war sie in den Frühstücksraum eines vor allem von ausländischen Medienvertretern bewohnten Hotels in der Hauptstadt Tripolis gekommen und hatte diesen Blutungen und Narben an ihren Oberschenkeln gezeigt. Sie sagte, Kämpfer Gaddafis hätten sie "mehrfach" misshandelt und missbraucht. Die aus der Rebellenhochburg Bengasi im Osten des Landes stammende Frau wurde nach eigenen Angaben in Tripolis von Gaddafi-Kämpfern aufgegriffen und zwei Tage lang festgehalten.

In dem Hotel stationierte Sicherheitskräfte beschlagnahmten und beschädigten zunächst die Ausstattung mehrerer Journalisten, dann führten sie die Frau ab. Auf die Frage, wohin sie gebracht werde, antworteten sie zunächst nicht. "Ins Gefängnis", rief die Frau, bevor sie in ein Auto gezwängt wurde. Später sagte ein Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts, sie hätten die Frau in ein Krankenhaus gebracht. Regierungssprecher Ibrahim sagte, sie sei "nach ersten Erkenntnissen betrunken" gewesen.