Politik

Wohnpolitik gegen Heuschrecken Linke bietet für Ex-DDR-Eigentum

Bald in Hand der Linken? Die Internetseite der TLG.

Bald in Hand der Linken? Die Internetseite der TLG.

(Foto: Screenshot n-tv.de)

Die Warnungen vor einer Immobilienblase in Deutschland mehren sich. Die Preise steigen, aber die Mieten können nicht mithalten. Die Bundesregierung wittert ein Geschäft und will die staatliche TLG endlich loswerden. Die Linke sieht darin eine "Einladung an Heuschrecken". Und tritt mit einem Gebot für die Wohnungen gegen Investoren an.

Im Investoren-Gerangel um milliardenschwere Pakete von Wohnimmobilien in Deutschland mischt jetzt auch die Linkspartei mit. Über eine Genossenschaft beteiligt sich die Partei an dem Bieterverfahren beim geplanten Verkauf von Wohnungen der auf Ostdeutschland spezialisierten staatlichen Immobiliengesellschaft TLG. Die Linke tritt damit auf dem lukrativen deutschen Markt für Wohnimmobilien gegen finanzstarke börsennotierte Immobilienfirmen sowie ausländische Großanleger an.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete und Initiatorin Heidrun Bluhm sprach von einem durchgerechneten und seriösen Angebot. Mieter sollten überzeugt werden, sich an der "TreuhandliegenschaftsGenossenschaft FAIRWOHNEN" zu beteiligen. Das Geld für den Erwerb des TLG-Wohnungspaketes solle außer über Genossenschaftsanteile auch über Kredite aufgebracht werden.

Gegen "Verscherbeln"

Zum Verkauf stehen unter anderem 11.500 Wohnungen der TLG-Gruppe. Diese sogenannten Treuhandwohnungen haben nach Angaben der Linken einen Verkehrswert von mehr als einer halben Milliarde Euro. "Das Bestreben der Bundesregierung, diese Wohnungen mit der TLG Wohnen GmbH im Paket zu verkaufen, ist eine einzige Einladung an Heuschrecken", kritisierte die Linkspartei. Mit diesem "wohl einmaligen Versuch" werde versucht, Wohnungen aus dem früheren DDR-Volkseigentum vor dem "Verscherbeln" an Investoren zu retten.

Es ist der zweite Anlauf für eine Privatisierung der TLG, die mit ihrem Milliarden-Immobilienvermögen seit langem ganz oben auf der Verkaufsliste des Bundes steht. Ein erster Anlauf zur Privatisierung war im Herbst 2008 aufgrund der Finanzkrise abgebrochen worden. Der Verkauf der inzwischen zwei Gesellschaften TLG Immobilien und TLG Wohnen oder der gesamten TLG-Gruppe soll bis Ende 2012 abgeschlossen werden. Voraussichtlich ab Ende Mai soll feststehen, mit welchen Investoren abschließende Verhandlungen geführt werden.

Die TLG war 1991 als Treuhand Liegenschaftsgesellschaft gegründet worden, um nicht-betriebsnotwendige Grundstücke von DDR-Betrieben zu vermarkten. Zum Portfolio gehören neben Wohnungen auch Büro- und Gewerbe-Immobilien. Der deutsche Wohnimmobilienmarkt weckt zunehmend das Interesse ausländischer Anleger. Das Bundesfinanzministerium sprach zuletzt von einem "erfreulichen Interesse" an der TLG.

Finanzinvestoren haben insbesondere beim Kauf von Wohnungen einen schweren Stand. Sie stehen als "Heuschrecken" am Pranger, die Mietpreise in die Höhe treiben, den Unternehmen Schulden aufbürden und die Spekulation anheizen. In diesem Jahr gab es auf dem deutschen Wohnungsmarkt bereits zwei größere Milliarden-Immobilienkäufe - weitere Übernahmen zeichnen sich ab. Neben der TLG-Privatisierung stoßen auch Landesbanken Immobilientöchter ab. Der Immobiliendienstleister Savills sagt für 2012 ein "Jahr der Großtransaktionen" bei Wohnimmobilien voraus.

Warnungen vor Immobilienblase

Das Transaktionsvolumen dürfte nach Einschätzung von Savills in diesem Jahr die Marke von sechs Milliarden Euro überschreiten. Im ersten Quartal seien 35 Wohnungspakete mit zusammen etwa 56.000 Einheiten für knapp drei Milliarden Euro verkauft worden: ein Plus von 222 beziehungsweise 232 Prozent. Deutsche Käufer hätten mit einem Anteil von 78 Prozent dominiert.

Längst mehren sich Warnungen vor einer deutschen Immobilienblase. Die Mieten könnten mit dem Preisanstieg nicht mithalten, etliche Finanzkonstrukte könnten platzen, wird gewarnt.

Laut Bundesbank haben sich Wohnimmobilien 2011 kräftig verteuert. Der Preisanstieg belief sich - auf Basis von Expertenberechnungen für 125 Städte - auf 5,5 Prozent gegenüber 2010. Zu den Mahnern gehört auch die Europäische Zentralbank. Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen verwies darauf, dass in einigen deutschen Regionen die Preise für Immobilien spürbar gestiegen seien. Dies werde aufmerksam verfolgt.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen