Politik

Trotz Hausarrest Lius Frau will nach Oslo

Der chinesische Dissident Liu Xiaobo wird seinen Friedensnobelpreis in Oslo kaum selbst in Empfang nehmen können. Er würde gern seine Frau schicken, aber auch deren Reisemöglichkeiten sind unsicher.

Liu Xia will im Auftrag ihres Mannes reisen - ob sie ausreisen darf, ist unsicher.

Liu Xia will im Auftrag ihres Mannes reisen - ob sie ausreisen darf, ist unsicher.

(Foto: AP)

Eine Gruppe von Bürgerrechtlern, Persönlichkeiten und Freunden des inhaftierten chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo soll an der Vergabezeremonie am 10. Dezember in Oslo teilnehmen. Diese Einladung sprach seine Frau Liu Xia in einem offenen Brief aus, der im Internet zirkuliert. Die Chancen, dass sie oder ihr Mann nach Oslo reisen dürften, seien gering, schrieb die 50-Jährige, die weiter in Peking unter Hausarrest gehalten wird und telefonisch nicht kontaktiert werden kann. So bleibt offen, wer den Preis an ihrer Stelle in Empfang nimmt.

Die Bundesregierung setzte sich indes im direkten Gespräch mit der chinesischen Regierung dafür ein, dass Liu Xiaobo freikommt und den Preis persönlich in Empfang nehmen kann. Doch der Wunsch wurde abgewiesen. Nicht einmal ein persönlicher Brief von Bundespräsident Christian Wulff an den führenden Denker der chinesischen Demokratiebewegung konnte bislang an ihn ins Gefängnis weitergeleitet werden.

Auch Anwalt darf nicht zu Liu

Der deutsche Botschafter in Peking, Michael Schaefer, übergab das Schreiben vielmehr bei einem Treffen an Lius Anwalt Shang Baojun. Doch selbst als Anwalt der Familie könne er Liu Xia nicht besuchen. "Ich habe ihn in einer E-Mail an Liu Xia geschickt." Wulff hatte dem Bürgerrechtler direkt nach der Vergabe des Preises am 8. Oktober seine Unterstützung zugesagt. Er habe "größten Respekt" vor dem Mut, mit dem sich Liu Xiaobo friedlich für die Menschenrechte in China einsetze, schrieb Wulff.

Seine Frau lud in ihrem offenen Brief mehr als 100 Personen nach Oslo ein. "Ich glaube, dass Xiaobo sicher möchte, dass diese Freunde an der historischen Zeremonie teilnehmen, um die Ehre zu teilen." Unter ihnen sind viele Dissidenten, die aber ähnlich wie sie unter Hausarrest stehen oder seit der Vergabe nicht mehr kontaktiert werden können. Dazu gehört die Professorin Ding Zilin, die an der Spitze der "Mütter von Tian'anmen" steht, einem Netzwerk der Opfer der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989.

Große Bedeutung des Friedensnobelpreises

Liu Xiaobo hatte den Nobelpreis den Opfern des Massakers vom 4. Juni 1989 gewidmet. Doch der Aktivist Qi Zhiyong sieht keine Chancen, reisen zu können. "Als ein Überlebender des 4. Juni 1989 bin ich gerne bereit, die Einladung anzunehmen", schrieb Qi Zhiyong in einer Kurznachricht an dpa. Er stehe aber schon seit drei Wochen unter Hausarrest. Erst wenn sich Chinas Regierung an internationales Recht und die unterzeichneten UN-Konventionen hielte, gebe es Hoffnung auf eine Freilassung von Liu Xiaobo, schrieb Qi Zhiyong, der 1989 ein Bein verloren hatte. "Meine Teilnahme an der Zeremonie würde der großen Bedeutung des Friedensnobelpreises entsprechen."

Auch der frühere Mitarbeiter des 1989 gestürzten, reformerischen Parteichefs Zhao Ziyang, Bao Tong, wird nicht ausreisen dürfen, berichtete sein in Hongkong lebender Sohn telefonisch der dpa. "Mein Vater bekommt keinen Reisepass", sagte Bao Pu. Seit dem 8. Oktober könne er seinen 78-Jährigen Vater in Peking nicht mehr telefonisch erreichen. Ähnlich hat selbst der bekannte Anwalt Mo Shaoping, der neben Shang Baojun den Friedensnobelpreisträger rechtlich vertritt, wenig Hoffnung, dabei sein zu können. "Selbst wenn ich gehen wollte, könnte es nichts werden", sagte er.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

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