Malaysia Air wählt Syrien-Route MH4 fliegt über Bürgerkriegsgebiet
22.07.2014, 10:46 Uhr
Malaysia Airlines lässt Flugzeug über Syrien fliegen.
(Foto: REUTERS)
Die Ukraine-Route ist für Malaysia Airlines nach dem Absturz von MH17 tabu. Eine Maschine aus London wird deshalb über Gebiet umgeleitet, das nicht weniger gefährlich scheint. Kritik folgt prompt, doch die Fluggesellschaft verweist auf höhere Stellen.
Nach dem Absturz von Flug MH17 in der Ostukraine hat Malaysia Airlines eine Passagiermaschine über den Luftraum des Bürgerkriegslands Syrien fliegen lassen. Flug MH4 von Kuala Lumpur nach London sei wegen der Sperrung des Luftraums über der Ukraine von seiner üblichen Route abgewichen und über Syrien umgeleitet worden, teilte die Airline mit. Die alternative Flugroute sei von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) genehmigt und der syrische Luftraum auch nicht gesperrt gewesen.
Nach Erkenntnissen des Online-Portals Flightradar24 war MH4 "der einzige interkontinentale Flug", dessen Route über syrischen Luftraum führte. Wohl auch deshalb stieß die Entscheidung der Fluggesellschaft in sozialen Online-Netzwerken auf Unverständnis. Mehrere Nutzer warfen die Frage auf, ob Malaysia Airlines ein weiteres Flugzeug verlieren wolle. Vor dem Absturz von MH17 mit 298 Toten war im März schon Malaysia-Airlines-Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden.
Auch im Fall von Flug MH17, der nach Ansicht der ukrainischen Regierung und zahlreicher westlicher Staaten höchstwahrscheinlich durch die von Russland unterstützten Separatisten abgeschossen wurde, hatten Malaysia Airlines und die malaysische Regierung auf die Freigabe der Route durch die ICAO verwiesen. Der internationale Luftfahrtverband IATA nahm die Fluggesellschaft in Schutz: Regierungen und Luftraumdienste würden die Airlines laufend über mögliche Routen und Restriktionen informieren, die Fluggesellschaften würden sich anschließend an die Vorgaben halten. Dies sei auch bei MH17 der Fall gewesen.
Was genau mit MH17 passierte, wird derzeit untersucht. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler vom Flugdatenschreiber und Cockpit-Stimmenrekorder. Beide Geräte wurden von den prorussischen Separatisten an Vertreter Malaysias ausgehändigt.
In einer früheren Version des Artikels wurde die Flugrichtung fälschlicherweise mit London - Kuala Lumpur angegeben.
Quelle: ntv.de, jki/AFP