Bombe, Streik und Demos Machtprobe in Thailand
01.09.2008, 20:54 UhrNach den eskalierenden Massenprotesten gegen die Regierung in Thailand rechnen die Demonstranten jetzt mit einer offenen Konfrontation. Einer ihrer Anführer sagte, die Regierung habe in den Provinzen Anhänger mobilisiert, die das besetzte Gelände um den Regierungssitz in Bangkok notfalls mit Gewalt stürmen sollten.
Gewerkschaften kündigten unterdessen Massenstreiks an, berichtete die "Bangkok Post". 200.000 Angestellte in 43 Staatsunternehmen wollten am Mittwoch die Arbeit niederlegen, sollte Regierungschef Samak Sundaravej nicht bis dahin zurücktreten. Dabei soll die Wasser- und Stromversorgung von Regierungsbehörden gekappt werden.
Die Eisenbahner streiken bereits - im Land fuhr nur jeder zweite Zug. Samak hat Rücktrittsforderungen mehrfach zurückgewiesen. Er sei rechtmäßig gewählt und beuge sich nicht dem Druck der Straße.
100. Aktionstag gefeiert
Die Protestbewegung, die die Regierung stürzen will, feierte in Bangkok ihren 100. Aktionstag. Das Bündnis aus Unternehmern, Akademikern und Aktivisten organisiert seit Mai Kundgebungen. Vergangene Woche eskalierten die Proteste mit der Besetzung des Geländes um den Regierungssitz.
Die Regierungspartei bringe Anhänger der Gruppe "Geeinte Demokratie - Front gegen Diktatur" nach Bangkok, die das besetzte Gelände räumen soll, sagte einer der Anführer der Proteste, der Medienunternehmer Sonthi Limthongkul. Die Gruppe gilt als regierungsfreundlich. "Sie werden ab morgen aus den Provinzen kommen", sagte er.
Die Demonstranten werfen Samak Inkompetenz vor. Sie sehen in der Regierung ein Marionettenregime des vor zwei Jahren bei einem Putsch gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Thaksin hatte wie Samak seinen Rückhalt vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten, während die Elite in Bangkok, die den Protest weitgehend trägt, um ihren traditionellen Einfluss auf die Regierungsführung fürchtet.
Bombe explodiert
Zuvor war eine Bombe in einem Wachhäuschen der Polizei explodiert, ohne dass jemand verletzt wurde. Aus Regierungskreisen verlautete, hinter dem Anschlag stehe die Oppositionspartei PAD. Auch die Polizei machte die Opposition verantwortlich. "Wir haben erwartet, dass so etwas passiert", sagte ein Sprecher. Ein PAD-Vertreter wies die Vorwürfe zurück. "Das würde Demonstranten nur vertreiben, nicht mehr Leute zu einer Teilnahme locken", sagte er.
Quelle: ntv.de