250.000 Touristen sitzen fest Machtprobe nimmt kein Ende
01.12.2008, 15:46 UhrDie Zahl der gestrandeten Thailand-Urlauber durch die Blockade der Flughäfen in Bangkok ist nach Schätzungen der Regierung inzwischen auf fast 250.000 gestiegen. Eine Woche nachdem sie die Rollbahnen überrannt hatten, gaben die Besetzer des internationalen Flughafens die ersten von 88 Maschinen frei. Piloten von Thai Airways und anderen Airlines flogen leere Maschinen zu anderen Flughäfen im Land, von wo aus die Touristen in ihre Heimat gebracht werden sollten. Unterdessen spitzte sich die innenpolitische Krise in Thailand weiter zu.
Mit Spannung wurde ein für diesen Dienstag angekündigtes Urteil des Verfassungsgerichts zu einer Klage wegen Wahlbetrugs gegen die Regierungspartei PPP erwartet. Bei einem Schuldspruch, der allgemein erwartet wurde, würde die Partei von Ministerpräsident Somchai Wongsawat sofort aufgelöst und der Regierungschef entlassen. Die Regierungsanhänger wittern eine Verschwörung und wollen ein solches Urteil nicht hinnehmen. Sie drohten mit einem Marsch auf das Gerichtsgebäude, um den Richtern den Zutritt zu verwehren.
Appell des Militärs
Das Militär, das einen Putsch bislang ausgeschlossen hat, appellierte an die Anhänger beider Lager, ihre Proteste vor dem Geburtstag des Königs am diesem Freitag aufzugeben. Nur so könnten sie dem Monarchen ihren Respekt bezeugen.
Die thailändische Führung versicherte, zehntausende in Bangkok gestrandete Touristen sollten zügig nach Hause gebracht werden. Zu diesem Zweck sollte ein zweiter Militärflughafen für Passagiermaschinen geöffnet werden. Tourismusminister Weerasak Kohsurat versprach, dass die Ausländer innerhalb von sieben bis zehn Tagen abreisen können. Die Flughafenbesetzer, die die demokratisch gewählte Regierung in die Knie zwingen wollen, machten allerdings keine Anstalten, ihren Protest zu beenden.
Flugzeuge holen Touristen
Zahlreiche Regierungen charterten zusätzlich Flugzeuge, um Landsleute aus Thailand abzuholen. Die Lufthansa hat ihre Bangkok- Flüge nach Phuket verlegt. Die Reiseveranstalter Meier's Weltreisen und Dertour sagten alle Reisen nach und über Bangkok bis einschließlich 5. Dezember ab.
"Wenn alle abgereist sind, wird es sehr still und einsam in Thailand", sagte Weerasak. Er rechnet durch die weltweite Finanzkrise und den Imageschaden mit einem Einbruch im Tourismusgeschäft um 50 Prozent im kommenden Jahr.
Demonstranten verlassen Regierungssitz
Aus Angst um ihre Sicherheit gaben Regierungsgegner die Belagerung des Regierungssitzes in der Innenstadt nach drei Monaten auf. Die Demonstranten waren dort in den vergangenen Wochen mehrfach mit Granaten attackiert worden. Dutzende wurden teils schwer verletzt, zuletzt 46 in der Nacht zum Sonntag.
Chamlong Srimuang, einer der Anführer der außerparlamentarische Opposition PAD, organisierte Busse und Lastwagen, um die Aktivisten zu den Flughäfen zu bringen. Dort will das Bündnis die Blockade erst aufgeben, wenn die Regierung zurückgetreten ist.
Quelle: ntv.de