"Empfehle weniger Aufregung" Macron hat recht, findet Trittin
13.04.2023, 04:37 Uhr Artikel anhören
Europa brauche eine eigene Strategie, falls die USA nach der nächsten Wahl wieder auf Trump-Kurs seien, sagt Trittin.
(Foto: IMAGO/photothek)
Die EU dürfe sich in der Taiwan-Frage nicht einfach US-Positionen zu eigen machen, sagt Frankreichs Präsident Macron und löst mit dieser Aussage empörte Kritik aus. Der Grünen-Außenpolitiker Trittin hält die für unberechtigt.
Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, rät im Umgang mit umstrittenen Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Taiwan zu mehr Gelassenheit. "Macron hat eine einfache Wahrheit ausgesprochen: Europa muss sich eine Strategie für den Fall überlegen, dass nach 2024 in den USA wieder eine trumpistische Administration mit einem antieuropäischen Kongress zusammen versucht, die Welt in zwei Teile aufzuspalten", sagte Trittin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
"So eine Bipolarität wäre nicht in unserem Interesse. Die Beschreibung einer eigenständigen europäischen Rolle ist im Interesse Europas und nicht gleich anti-transatlantisch. Ich empfehle da etwas weniger Aufregung", sagte Trittin weiter. "Es gibt keine Scherben zum Zusammenkehren, zumindest keine, die Macron verursacht hat."
Macron hatte vor wenigen Tagen nach einem Staatsbesuch in China davor gewarnt, dass Europa in der Taiwan-Frage ein "Mitläufer" werde, indem es einfach die US-Position übernehme. "Das Schlimmste wäre es, zu denken, dass wir Europäer Mitläufer seien und uns dem amerikanischen Rhythmus und einer chinesischen Überreaktion anpassen müssten", sagte der Staatschef in einem Interview mit "Politico" und "Les Echos". Die Aussagen des Präsidenten hatten Kritik in westlichen Staaten, auch in Deutschland, ausgelöst.
Mit Blick auf den Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock in China betonte Trittin die Notwendigkeit, Chinas Haltung zur EU zu ergründen. "China sucht eine Konfliktminderung. Sie sind interessiert an der Zusammenarbeit mit den Europäern. Dafür sind sie auch bereit, etwas zu geben. Offen ist allerdings, was das sein kann." Baerbock werde versuchen, hier "mehr Klarheit zu finden", so Trittin.
Quelle: ntv.de, ino/AFP