Zivilisten systematisch ermordet Major in Kolumbien verurteilt
12.10.2010, 08:23 UhrIn den Jahren 1986 bis 1994 wurden im westlichen Kolumbien hunderte Zivilisten von Paramilitärs ermordet und verstümmelt. Ein Armee-Major, der enge Beziehungen zu den Milizen unterhielt, wird nun wegen Beihilfe zu 44 Jahren Haft verurteilt. In einem weiteren Prozess erhalten sieben Armeeangehörige Haftstrafen.
Wegen Beteiligung an der Ermordung von mehr als 245 Zivilisten ist ein ehemaliger Major in Kolumbien zu 44 Jahren Haft verurteilt worden. Alirio Antonio Urena sei am Montag (Ortszeit) wegen seiner Rolle bei der systematischen Ermordung von Zivilisten in der westlichen Stadt Trujillo in den Jahren 1986 bis 1994 verurteilt worden, teilten die Behörden mit.

Tausende rechte Paramilitärs händigen im August 2005 ihre Waffen aus.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Urena befehligte damals im Bundesstaat Cauca eine Armeebrigade mit engen Beziehungen zu den rechtsgerichteten Paramilitärs, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft für den Massenmord in Trujillo verantwortlich waren. Über die Opfer war behauptet worden, sie hätten mit linksgerichteten Rebellen kollaboriert.
Die Paramilitärs verstümmelten die Leichen der Opfer oft bis zur Unkenntlichkeit, vielfach wurden sie mit Motorsägen zerteilt. Zu den Opfern gehörte auch der populäre und politisch engagierte Priester Tiberio Fernández. Seine Leiche wurde entmannt und enthauptet im Cauca-Fluss gefunden. Das Urteil gegen Urena war das erste in dem Fall der systematischen Ermordungen in Trujillo. Zunächst waren Urena und seine Mit-Angeklagten freigesprochen worden, 1991 wurde das Verfahren jedoch neu aufgerollt.
"Falso positivo"
In einem anderen Verfahren wurden sieben kolumbianische Armeeangehörige ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt. Ein Gericht in Villavicencio, etwa 100 Kilometer südlich von Bogotá, befand sie für schuldig, im Juli 2007 einen Mann verschleppt und ermordet zu haben, den sie fälschlicherweise als Kämpfer der linksgerichteten FARC-Rebellen darstellten.
Dieses Phänomen ist in Kolumbien als "falso positivo" bekannt. Der kolumbianischen Armee wird vorgeworfen, immer wieder Unbeteiligte umzubringen, die sie dann als Rebellen hinstellen, um die Taten als Erfolge im Kampf gegen Aufständische verbuchen zu können. Das genaue Strafmaß für die sieben am Montag verurteilten Soldaten soll erst im November veröffentlicht werden.
Quelle: ntv.de, AFP