Politik

Islamisten zerstören Welterbe Malis Regierung kann nur zusehen

Die Islamisten in Mali wollen nicht tolerieren, dass Muslime auch die Grabstätten von Propheten und anderen Heiligen anbeten.

Die Islamisten in Mali wollen nicht tolerieren, dass Muslime auch die Grabstätten von Propheten und anderen Heiligen anbeten.

(Foto: REUTERS)

Erst zerstören sie ein halbes Dutzend Mausoleen, die zum Unesco-Welterbe gehören. Nun zertrümmern die Islamisten in Mali auch Teile der eizigartigen Sidi-Yahya-Moschee und legen Minen an Ortseingängen, um besetzte Regionen im Nordosten des Landes zu sichern. Die Regierung des zerfallenen Staates wirkt hilflos.

Der Regierung Malis gelingt es nicht, sie zu stoppen: Islamistische Rebellen haben ihren Zerstörungsfeldzug in Timbuktu fortgesetzt. Augenzeugen zufolge schlugen sie den Eingang der zum Weltkulturerbe gehörenden Sidi-Yahya-Moschee in der Stadt im Norden von Mali ein.

Die Sidi-Yahya-Moschee aus dem 15. Jahrhundert gehört zu den drei großen Moscheen der Stadt und wird zusammen mit 16 islamischen Heiligengräbern von der UN-Kulturorganisation Unesco als Welterbe gelistet. Aus Sicht der Islamisten verstößt die Verehrung der Heiligen und ihrer Gräber, die in Timbuktu weit verbreitet ist, gegen den Islam, der den Gläubigen gebietet, allein Allah zu verehren. Bereits am Wochenende hatten Islamisten in der Stadt insgesamt , was weltweit zu entsetzten Reaktionen geführt hatte.

Guinea fordert Militäreinsatz

Die Bundesregierung fordere ein "sofortiges Ende dieser Verbrechen", erklärte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper. Die FDP-Politikerin sprach von einer "furchtbaren Tragödie". Auch die USA verurteilten die Zerstörungen scharf und riefen alle Beteiligten auf, Malis Erbe zu schützen, wie eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte. Das russische Außenministerium bezeichnete die Zerstörungen als "barbarisch". Dem Präsidenten von Guinea, Alpha Condé, reichten Worte derweil nicht mehr aus. Er forderte einen Militäreinsatz gegen die Islamisten, die dabei seien, "den Ruhm Afrikas zu zerstören".

Zu der Krise in Mali und der Gewalt im unruhigen Norden erklärte Malis Außenminister Sadio Lamine Sow dagegen, sich weiter für eine politische Lösung einsetzen zu wollen. Eine diplomatische Lösung müsse die "nationale Einheit und die territoriale Integrität Malis" wahren, erklärten Lamine Sow. Doch tatsächlich erscheint eine solche friedliche Lösung des Konfliktes unrealistisch.

In Gao legten Islamisten der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJAO) Minen an den Eingängen zur nordostmalischen Stadt aus, um eine Gegenoffensive von Tuareg-Rebellen zu verhindern, wie ein Sprecher der Gruppe sagte. MUJAO-Anhänger hatten die Tuareg kürzlich aus Gao und Timbuktu vertrieben. Einem Sprecher der Tuareg-Rebellen zufolge wurden zahlreiche Bewohner daran gehindert, aus der Stadt zu fliehen.

Islamistische Gruppen und Tuareg-Rebellen hatten vor wenigen Monaten den gesamten Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem ein Putsch von Soldaten gegen den früheren Präsidenten Amadou Toumani Touré für gesorgt hatte. Ansar Dine und MUJAO wollen im Norden das islamische Recht der Scharia einführen.

Quelle: ntv.de, AFP

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