Bei der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung in Nepal zeichnet sich überraschend ein Sieg der Maoisten ab. Die früheren Rebellen unter ihrem Anführer Prachanda eroberten mehr als die Hälfte der bisher ausgezählten Bezirke, wie Vertreter der Wahlbehörde mitteilten. Demnach gingen von den bisher feststehenden 81 Sitzen 44 an die Maoisten. Dagegen entfielen nur 15 auf die als Favoritin gehandelte kommunistische Partei UML sowie 14 Sitze auf den Nepalesischen Kongress (NC). In vielen Bezirken, wo die Auszählung noch lief, lagen die Maoisten mit einem ähnlich deutlichen Vorsprung vorn. Mit einem offiziellen Ergebnis der Abstimmung vom Donnerstag wird aber erst in einigen Tagen gerechnet.

"Das ist schon ein Knaller", sagte Lok Raj Baral vom Nepal Zentrum für strategische Studien, einem privaten Think Tank. Niemand hätte vor der Wahl gedacht, dass die Maoisten eine Mehrheit erringen würden. Damit seien auch Sorgen mancher Beobachter unberechtigt gewesen, dass im Falle eines schlechten Abschneidens der früheren Rebellen der Friedensprozess platzen könnte.

Die verfassunggebende Versammlung mit 601 Abgeordneten soll die 240 Jahre alte Hindu-Monarchie abschaffen und mindestens zwei Jahre als Parlament dienen. Es war die erste Wahl seit neun Jahren und sie verlief weitgehend reibungslos. Um die Stimmen der Nepalesen bemühten sich insgesamt 54 Parteien.

Die Wahl ist Kern einer Vereinbarung von 2006, die einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg mit den maoistischen Rebellen beendete und aus deren Bewegung eine politische Partei machte. Die USA führen die Maoisten allerdings immer noch als terroristische Vereinigung.

Von Gopal Sharma, Reuters