"Heckenschützen überall" Mariupol wird zum Schlachtfeld
09.05.2014, 12:54 Uhr
Szene aus der umkämpften Stadt Mariupol.
(Foto: REUTERS)
Die trügerische Ruhe in der ostukrainischen Stadt Mariupol ist zu Ende: Offenbar versuchen die Sicherheitskräfte in einer Offensive, besetzte Gebäude von den Separatisten zurückzuerobern - doch die Berichte aus der Hafenstadt widersprechen sich deutlich.
Bei Kämpfen zwischen ukrainischen Sicherheitskräften und prorussischen Separatisten in der Hafenstadt Mariupol sind offenbar viele Menschen getötet worden. Die Angaben über die Opfer sind zur Stunde jedoch unzuverlässig. Sie schwanken zwischen 3 und über 20. Auch sollen viele Menschen verletzt worden sein. Polizisten hätten versucht, das von Separatisten besetzte Polizeipräsidium zurückzuerobern, meldete die Agentur Interfax-Ukraine. Dabei seien sie unter Beschuss prorussischer Kräfte gekommen, die auch ein Gebäude des Innenministeriums besetzt hielten. Die Polizei in der ostukrainischen Region Donezk lehnte eine Stellungnahme ab.
Eine andere Version der Vorfälle lieferte ein Sprecher der moskautreuen "Selbstverteidigungskräfte": Demnach sei es zu den Auseinandersetzungen nach den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland gekommen, als eine Menschenmenge zu der von Separatisten besetzten und von Sicherheitseinheiten belagerten Polizeistation gezogen waren. Daraufhin hätten die Einsatzkräfte das Feuer eröffnet.
Auch die Opferzahl schwankt je nach Quelle: Während der Separatistensprecher lediglich von mehreren Verletzten sprach und die Lokaljournalistin Tetjana Ignatschenko einen Toten und sechs Verletzte aufseiten der Rebellen zählte, gab Interfax die Zahl der Todesopfer deutlich höher an. Das Innenministerium in Kiew sprach von 21 Toten - 20 Milizionäre und ein Polizist.
Ein Kameramann des britischen Fernsehsenders ITV berichtete via Twitter von "heftigen Gefechten" und Rauch über der Stadt. "Heckenschützen überall. Schwere Waffen. Ein Mann wurde direkt neben mir getroffen", schrieb Daniel Demoustier. Eine unabhängige Bestätigung ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht möglich.
Die ukrainischen Sicherheitskräfte haben mehrere gepanzerte Fahrzeuge in die rund 500.000 Einwohner zählende Stadt gebracht. Prorussische Kräfte halten in mehreren Städten der Ost-Ukraine Regierungsgebäude besetzt. Sie wollen am Sonntag ein Unabhängigkeitsreferendum abhalten.
Quelle: ntv.de, jve/dpa/AFP