Umsturzversuch bei Volksmusik Massenproteste in Bangkok
15.03.2010, 17:26 UhrZehntausende Anhänger des gestürzten Regierungschefs Thaksin scheitern vorerst an ihrem Ziel, die gegenwärtige Regierung in die Knie zu zwingen. Die Demonstranten lassen ihr Ultimatum zum Rücktritt verstreichen. Unterdessen soll Thaksin in einem Luxushotel in Montenegro bei Kaffee und Kuchen gesichtet worden sein.

Die Demonstranten belagern den Armeestützpunkt, an dem sich die Regierung einquartiert hat.
(Foto: REUTERS)
Der Machtkampf zwischen Regierung und zehntausenden Demonstranten in Thailand geht weiter. Die Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra scheiterten zwar an ihrem Ziel, die Regierung zu stürzen. Sie kündigten für Dienstag aber neue dramatische Protestaktionen an. Polizei und Armee hielten sich zurück. Eine Konfrontation blieb zunächst aus.
Ultimatum abgelaufen
Die Oppositionsbewegung ließ ihr Ultimatum, mit dem sie den Regierungschef bis zum Montagmittag zum Rücktritt aufgefordert hatte, verstreichen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva bekräftigte im Fernsehen, dass er im Amt bleibe und Wahlen nicht unter dem Druck von Protestanten, sondern nach dem Gesetz abhalten werde. Der nächste Wahlgang muss bis Ende 2011 stattfinden.
Rund 20.000 Thaksin-Anhänger in ihren typischen roten T-Shirts waren am Morgen zu dem Armeestützpunkt gezogen, an dem die Regierung sich vorübergehend einquartiert hat. Tausende Soldaten sicherten das Gelände mit Stacheldraht, Schilden und Schlagstöcken. Sie ließen aber über Lautsprecher Volksmusik und Jazz abspielen, um die Atmosphäre zu entspannen. Die Demonstranten zogen schließlich friedlich ab. Auf einen anderen Armeestützpunkt wurden Raketen abgefeuert. Zwei Soldaten wurden verletzt. Ob Rothemden dahintersteckten, blieb zunächst unklar.
Symbolisches "Blutvergießen" angekündigt
Die von Thaksin weitgehend finanzierte Oppositionsbewegung "Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur" (UDD) kündigte für Dienstag ein symbolisches "Blutvergießen" an. "Wir bitten jeden der 100. 000 Demonstranten, einen Kubikzentimeter Blut zu geben", sagte einer der UDD-Anführer, Nattawut Saikuer. Das gesammelte Blut werde dann literweise ausgeschüttet, wenn die Regierung die Rücktrittsforderung weiter ignoriere. Thaksin beschwor seine Anhänger am Sonntagabend per Videobotschaft aus dem Exil, durchzuhalten. "Ihr kämpft für die Demokratie", rief er ihnen zu.
Die UDD hatte am Wochenende rund 100.000 Demonstranten überwiegend aus dem den armen Provinzen im Norden nach Bangkok gebracht. Viele werden mit üppigem Tagesgeld bezahlt. Wie viel Geld die UDD dafür noch in den Kassen hat, ist unklar. Die Rothemden zogen unterdessen vom Armeestützpunkt zurück in die Altstadt. Dort blockierten sie einige Straßen und richteten sich auf eine zweite Nacht unter freiem Himmel ein.
Thaksin bei Kaffee und Kuchen
In anderen Teilen der Stadt verlief das Leben normal. "Wie wir vorausgesagt haben, sind die Demonstrationen hinsichtlich Umfang und Ausschreitungen weit hinter den hysterischen Vorhersagen zurückgeblieben", sagte der deutsche Botschafter in Bangkok, Hanns Schumacher. Thaksin, der 2008 vor einer Gefängnisstrafe wegen Amtsmissbrauchs geflüchtet war, hält sich nach eigenen Angaben in Europa auf. In Deutschland ist der Politiker laut Schumacher nach dem Versuch Ende 2008, eine längere Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, zur unerwünschten Person erklärt worden. Vor zwei Wochen beschlagnahmte das Oberste Gericht Thailands die Hälfte seines Milliardenvermögens.
Berichten des lokalen Fernsehens zufolge wurde Thaksin am Wochenende in Montenegro gesichtet. Augenzeugen sahen ihn demnach in einem Luxushotel in dem Küstenort Budva bei Kaffee und Kuchen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP