Skifahrer und Wahlkämpfer Maulkorb für Althaus
22.08.2009, 08:14 Uhr
Althaus versucht offenbar, aus seiner Aufarbeitung des Skiunfalls politisches Kapital zu schlagen.
(Foto: AP)
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) wird sich künftig nicht mehr zu Einzelheiten seines Skiunfalls äußern. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Hintergrund sei eine Stillschweigevereinbarung, die Althaus' Rechtsvertreter mit dem Anwalt von Bernhard Christandl, dem Witwer der bei dem Unfall gestorbenen Frau, geschlossen haben soll.
Der Anwalt von Christandl, Alexander Rehrl, sagte, beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, dass in der Öffentlichkeit keinerlei Einzelheiten mehr über den Unfall oder die laufenden Schadenersatzverhandlungen erklärt würden. Die Vereinbarung beinhalte auch, dass Althaus keine Äußerungen mehr mache über seinen Besuch am Grab der Toten oder andere Details, welche die Familie Christandl betreffen. Damit sei die Vereinbarung faktisch eine Art Maulkorb für den CDU-Politiker, berichtete die Zeitung.
Vertrauensbruch und Pietätlosigkeit
Althaus, der bei dem Unfall selbst ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt, hatte vor allem in Boulevardzeitungen immer wieder zum Unfall Stellung genommen. Noch in seiner Genesungsphase war er in einem Blitzverfahren wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33.000 Euro verurteilt worden. Anwalt Rehrl hatte gesagt, die Familie des Opfers beobachte mit Unbehagen diese Medienberichte, die ihre "zutiefst private Angelegenheit" an die Öffentlichkeit bringe. Der Witwer Bernhard Christandl empfand demnach das Vorgehen von Althaus als Vertrauensbruch und Pietätlosigkeit.
Skiunfall als Wahlkampf-Instrument?
Nach Angaben des Anwalts war Christandl über den Friedhofsbesuch von Althaus nicht informiert und hatte erst durch seine Mutter davon erfahren. "Von einem freundschaftlichen Kontakt zwischen Herrn Christandl und Herrn Althaus ist mir bis auf zwei Briefwechsel ebenfalls nichts bekannt", sagte der Anwalt und wies damit Aussagen Althaus zurück.
Dessen Äußerungen zu dem Unfall hatten im Landtagswahlkampf zuletzt hohe Wellen geschlagen. SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie hatte Althaus vorgeworfen, den Skiunfall zu instrumentalisieren. Linken-Spitzenkandidat Bodo Ramelow sagte: "Ich würde in der Bildzeitung gerne mal eine Geschichte lesen, wie es Herrn Christandl jetzt mit seinem einjährigen Kind geht, und nicht nur, wie sensibel Herr Althaus nach dem Unfall geworden ist."
Quelle: ntv.de, dpa