Obama baut Vorsprung aus McCain wird persönlich
07.10.2008, 13:54 UhrKnapp einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in den USA und kurz vor der zweiten Fernsehdebatte der Kandidaten wird der Wahlkampf schmutziger. Die Wahlkampf-Teams wühlen zunehmend in der Vergangenheit der Konkurrenten.
Der "New York Times" zufolge hat der Republikaner John McCain angekündigt, in den letzten vier Wochen des Wahlkampfes vor allem Charakter und Führungsfähigkeit seines Kontrahenten Barack Obama öffentlich infrage zu stellen. Obama plane hingegen, weiterhin zu betonen, dass McCain mit solchen Attacken von seiner Unfähigkeit in Wirtschaftsfragen ablenken wolle.
Die Republikaner wiesen in den vergangenen Tagen immer wieder auf Obamas Bekanntschaft mit Bill Ayers, dem Mitbegründer einer extremistischen Gruppe, hin. Ayers war in den 1970er Jahren Mitglied der militanten "Wheathermen", heute ist er ein Pädagogikprofessor in Chicago, Obamas Wohnort.
"Nicht einer von uns"
Die republikanische Vize-Kandidatin Sarah Palin stellte Obama als Lügner dar. Zum wiederholten Mal warf sie ihm Treffen mit Ayers vor. Obama sei "nicht einer von uns", sagte sie laut "New York Times" bei einer Wahlkampfveranstaltung. McCain verschärfte seine Angriffe ebenfalls. "Die Empfindlichkeit meines Rivalen, wenn er über seinen Hintergrund befragt wird, sollte uns nur noch besorgter machen", sagte McCain.
Die Demokraten schlugen zurück, indem sie an McCains Rolle bei einem Skandal um Wahlkampfspenden Ende der 80er Jahren erinnerten. Damals soll McCain zusammen mit vier anderen Senatoren während einer Kredit-Krise dem Banker Charles Keating unter die Arme gegriffen haben, der ihn zuvor finanziell im Wahlkampf unterstützt hatte.
Obama nannte McCain launisch und "realitätsfremd". Seine Angriffe seien nur ein Versuch, die Aufmerksamkeit der Wähler von der Wirtschaftskrise abzulenken.
Anti-Obama-Autor in Kenia festgenommen
Unterdessen wurde der US-Autor eines umstrittenen Buchs über Obama, Jerome Corsi, in Kenia festgenommen. Zur Begründung sagte ein Polizeisprecher in Nairobi, es habe Probleme mit seinen Einreisepapieren gegeben. Die Festnahme habe nichts mit seinem Buch "The Obama Nation" zu tun.
Corsi wollte sein Buch in einem Hotel in der kenianischen Hauptstadt vorstellen. In einer zuvor veröffentlichten Pressemitteilung hieß es, Corsi wolle "geheimnisvolle Verbindungen" zwischen Obama und einem Teil der kenianischen Regierung aufdecken. Das Buch wurde am 1. August veröffentlicht. Obama hat einen kenianischen Vater, der verstorben ist. Seine Großmutter, Sarah Onyango Obama, lebt noch in einem Dorf in Kenia.
Corsi ist Mit-Autor des Buches "Unfit for Command: Swift Boat Veterans Speak Out Against John Kerry", welches die Leistungen des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten John Kerry während des Vietnamkrieges in Zweifel zieht. Das Buch soll dazu beigetragen haben, dass Kerry die Präsidentschaftswahl 2004 gegen den Republikaner George W. Bush verlor. Die Demokraten haben den Republikanern schon mehrfach vorgeworfen, auch im aktuellen Wahlkampf "swift boat politics" - mit anderen Worten: Lügenkampagnen - zu betreiben.
Bush zieht McCain runter
Aktuellen Umfragen zufolge hat Obama seinen Vorsprung vor McCain weiter ausgebaut. Nach einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN würden derzeit 53 Prozent der Wähler für Obama stimmen, 45 Prozent unterstützen McCain. Vor allem die Finanzkrise schadet McCains Ruf: Der Umfrage zufolge glauben nur rund die Hälfte der Befragten, der Republikaner könne die Probleme der Banken meistern. Obama trauen dies 68 Prozent zu.
McCain leidet zudem unter der Unbeliebtheit seiner Parteikollegen. Sowohl Palin als auch der amtierende Präsident George W. Bush sind bei den Befragten nicht beliebt. Nach Angaben von CNN ist Bush in den USA derzeit so unbeliebt, wie seit Jahrzehnten kein Präsident mehr. Nur 24 Prozent der Befragten seien noch mit seiner Amtsführung zufrieden. Damit liege Bush lediglich zwei Prozentpunkte über der schlechtesten Rate, die jemals für einen US-Präsident gemessen worden sei - den Tiefpunkt hatte laut CNN im Jahr 1953 Harry Truman erreicht.
Quelle: ntv.de