Besuch im Hinterhof der USA Medwedew bei den Castros
29.11.2008, 13:53 UhrZum Abschluss seiner Reise durch Lateinamerika hat Dmitri Medwedew als erster russischer Präsident seit acht Jahren Kuba einen Besuch abgestattet. In dem einstigen "Bruderland" der Sowjetunion traf er nach Präsident Ral Castro am Freitag dessen älteren Bruder, den früheren Staatschef Fidel Castro.
Thema des Treffens seien unter anderem die Beziehungen zu den USA gewesen, teilte Fidel Castro mit. Vor Kuba hatte Medwedew bereits Venezuela, Brasilien und Peru besucht. Mit der Reise brüskierte der russische Präsident die USA, die Lateinamerika als ihr Einflussgebiet ansehen.
"Dmitri Medwedew und Fidel Castro haben verschiedene Aspekte zur Weiterentwicklung der russisch-kubanischen Zusammenarbeit und Fragen der internationalen Politik erörtert", sagte Medwedews Sprecherin Natalja Timakowa nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti in Havanna. Fidel Castro lobte das Treffen in einem im Internet veröffentlichten Artikel. Es gebe kein Thema, das Medwedew ausspare, keine Frage bleibe unbeantwortet. Näheres zum Inhalt der Gespräche wurde nicht bekannt.
Ral Castro hatte sich am Donnerstagabend mit Medwedew in Havanna getroffen und die Reise des russischen Staatschefs als "wunderbaren Besuch" gelobt. Gemeinsam besichtigten sie die erst im Oktober eingeweihte orthodoxe russische Kirche Unsere Jungfrau von Kasan. Beide unternahmen anschließend einen kurzen Bummel durch die Altstadt. RIA Nowosti zitierte Medwedew mit den Worten: "Russland ist zurück in Lateinamerika, namentlich in Kuba". Vor seinem Abflug sagte der russische Staatschef, er habe Ral Castro nach Moskau eingeladen. Bei dem Treffen solle ein neues Partnerschaftsabkommen besiegelt werden.
Die Beziehungen beider Länder hatten sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 erheblich abgekühlt. 2007 kamen sich Havanna und Moskau wieder näher. Beide Länder arbeiten auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zusammen.
Ral Castro hat zudem in einer Geste der Annäherung an die katholische Kirche der ersten Seligsprechungsmesse auf der Karibikinsel beigewohnt. Castro nahm in Camagüey an der Seligsprechung des kubanischen Ordensbruders Jos Olallo Valds (1820-89) teil. Olallo, der sich um die Kranken und Verletzten in den Unabhängigkeitskämpfen gegen Spanien gekümmert hatte, ist der zweite Kubaner, der vom Vatikan seliggesprochen wurde.
Medwedew in Venezuela
Im Rahmen seiner Lateinamerika-Reise hatte Medwedew vor seinem Kuba-Besuch in Venezuela mit dem linkspopulistischen Präsident Hugo Chvez russische Kriegsschiffe inspiziert, die zusammen mit der venezolanischen Marine ab Montag an gemeinsamen Manövern teilnehmen - die ersten dieser Art in der Karibik seit dem Kalten Krieg. Medwedew unterzeichnete in Venezuela sieben Abkommen zur Zusammenarbeit, unter anderem in den Bereichen Verteidigung und Atomenergie. Zum Auftakt seiner Reise hatte der russische Präsident am Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) in der peruanischen Hauptstadt Lima teilgenommen und danach Brasilien besucht.
Der Besuch Medwedews im so genannten Hinterhof der USA gilt als Ohrfeige für Washington. Beobachter sehen darin eine Reaktion auf die US-Raketenabwehrpläne in Osteuropa, die Russland als Bedrohung empfindet.
Quelle: ntv.de