"Die Freuden eines Mannes" Medwedew ein Jahr im Amt
07.05.2009, 14:19 UhrDie Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zum ersten Jahrestag seines Amtsantritts ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Der Staatschef habe bei seinem Einzug in den Kreml zugesichert, sich für die Menschenrechte stark machen zu wollen, erklärte ai-Generalsekretärin Irene Khan.
Zwar habe Medwedew sich im Verlauf des ersten Amtsjahres "mehrere Ziele" gesetzt. "Bisher ist aber noch keine erwähnenswerte Veränderung sichtbar." In einigen Bereichen habe sich die Lage sogar verschlimmert, erklärte Khan. So würden Angriffe auf Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Anwälte in Russland nicht geahndet.
Lob in russischen Medien
Die russischen Medien überschütteten Medwedew hingegen mit Lob. Russland habe einen Staatschef, der "verantwortungsbewusst, kompetent, entscheidungsfähig" sei, schrieb der Journalist Alexander Budberg im Massenblatt "Moskowski Komsomolez". Medwedew sei anders als sein Vorgänger Wladimir Putin, arbeite mit diesem als Ministerpräsident aber gut zusammen. Allerdings versuche die liberale Opposition immer wieder, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, schrieb Budberg, dessen Berichte als Ehemann von Medwedews Sprecherin Natalia Timakowa aufmerksam verfolgt werden.
"Die wahren Freuden eines Mannes"
Die Zeitung "Iswestija" pries Medwedews erstes Jahr im Kreml als "schönen Anfang". Der 43-Jährige habe es nicht nur geschafft, sich loyal gegenüber dem Kurs seines Vorgängers Putin zu verhalten, sondern auch seinen eigenen Weg einzuschlagen, lobte der "Kommersant". Das Blatt hob zudem hervor, dass sich Medwedew vom machohaften Auftreten Putins habe inspirieren lassen und wie einst der frühere Staatschef im März auch einmal in einem Kampfjet geflogen ist. "Ein russischer Präsident muss die wahren Freuden eines Mannes lieben", hieß es in dem Bericht.
Die Wirtschaftszeitung "Wedomosti" druckte einen sarkastischen Beitrag zum Tandem an der Staatsspitze. Unter dem Titel "Augustus und Caesar" regte das Blatt an, künftig doch jeden Regierungsposten mit einer Doppelspitze zu besetzen, um so die Effizienz zu steigern und Korruption zu bekämpfen.
Mit Medwedews Amtsantritt vor genau einem Jahr war für viele Russen die Hoffnung auf eine liberalere Politik verbunden gewesen. Experten sehen jedoch erst jetzt erste Anzeichen für eine Loslösung Medwedews von der Politik Putins.
Quelle: ntv.de, AFP