Politik

"Keinen Deut besser als wir" Medwedew fordert Respekt

Nach Ansicht des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew gelten in seinem Land die gleichen Werte wie im Westen. Er sehe keinen großen Unterschied in Sachen Freiheit und Menschenrechte.

Sein Land müsse als gleichberechtigter Partner ernst genommen werden: Medwedew.

Sein Land müsse als gleichberechtigter Partner ernst genommen werden: Medwedew.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vor allem die neuen EU-Mitglieder seien in politischer Kultur und wirtschaftlicher Entwicklung "keinen Deut besser als wir", sagte Medwedew in einem Interview mit dem Spiegel. Der Unterschied zu Russland bestehe in der Größe des Landes und der Tatsache, dass Moskau Atomwaffen besitze.

"Es ist völlig falsch zu sagen: Hier ist das einheitliche Europa, in dem die Demokratie bereits verwirklicht ist, und dort das finstere ungebildete Russland, das man noch nicht nach Europa hineinlassen kann", sagte Medwedew weiter.

Zu Betrugsvorwürfen bei den Kommunalwahlen im Oktober sagte der Staatschef: "Aus meiner Sicht verliefen die Wahlen ordentlich, was nicht bedeutet: einwandfrei." Die Beanstandungen sollten vor Gericht kommen. Außerdem wolle er in seiner bevorstehenden Rede zur Lage der Nation Vorschläge zur Verbesserung des Wahlsystems machen.

Viele Hoffnungen haben sich nicht erfüllt

Medwedew bedauerte vor seiner Teilnahme an den Feiern zum 20. Jahrestag des Berliner Mauerfalls, dass sich einige Hoffnungen Russlands von damals nicht erfüllt hätten.

Medwedew erinnerte an die "dramatischen" Folgen des Endes der DDR für sein Land und die Sowjetunion. Sehr viele Russen hätten das Gefühl, damals ihr Land verloren zu haben. "Der Zusammenbruch hat alle erschüttert, die in der Sowjetunion lebten unabhängig davon, ob sie den Zerfall des Staates als persönliche Katastrophe empfanden oder als Folge der Herrschaft der Bolschewisten." Ein Volk, das über Jahrzehnte und zum Teil Jahrhunderte eine Einheit gewesen sei, habe sich sich plötzlich in unterschiedlichen Ländern wiedergefunden. "Kontakte mit Verwandten und Angehörigen waren gekappt."

Verbrechen unter Stalin verurteilt

Der russische Präsident verurteilte in dem Interview erneut die Massenmorde an der Bevölkerung unter dem Sowjetdiktator Josef Stalin ausdrücklich als "Verbrechen". Medwedew wiederholte auch seine Kritik an den russischen Zuständen: Die verbreitete Korruption, Wahlfälschungen und die starke Abhängigkeit vom Rohstoffhandel, die zu der Illusion von wirtschaftlicher Stabilität führe. "Der Handel mit Gas und Öl ist unsere Droge: Man braucht immer mehr davon, besonders wenn die Preise explodieren", sagte Medwedew. Er setzte sich für eine Diversifizierung der Wirtschaft ein.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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