Festnahme in Heidelberg Mehr Hinweise auf Einzeltäter
09.09.2002, 08:46 UhrNach der Festnahme des mutmaßlichen türkisch-amerikanischen Terroristen-Paares in Walldorf bei Heidelberg ist weiter unklar, ob die beiden als Alleintäter oder als Mitglieder einer Gruppe gehandelt haben. Innenminister Otto Schily (SPD) sieht weiter keine Verbindung zwischen dem Paar und einer islamistischen Terror-Organisation.
In baden-württembergischen Justizkreisen hieß es, die ermittelnde Staatsanwaltschaft Heidelberg gehe immer mehr davon aus, dass hinter dem 24-jährigen Türken und seiner zwei Jahre jüngeren Verlobten keine Gruppe steht.
Bereits Mitte Juli hatten die Behörden einen Hinweis auf das mutmaßliche Terrorpärchen erhalten. Nachdem eine Zeugin den US-Behörden gesagt habe, dass der inzwischen verhaftete Mann Chemikalien zu Hause habe, sei damals die deutsche Polizei verständigt worden, erklärte die zuständige Oberstaatsanwältin Elke O'Donoghue. Am 30. August sei schließlich ein Durchsuchungsbeschluss ergangen.
Generalbundesanwalt Kay Nehm prüft derweil, ob seine Behörde die Ermittlungen übernehmen wird. Eine Entscheidung darüber werde aber noch nicht in den nächsten Tagen fallen, sagte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde.
Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) hatte gefordert, Nehm müsse die Untersuchung übernehmen. Nehms Behörde ermittelt bereits gegen mehrere Verdächtige aus dem Umfeld der Extremistenorganisation El Kaida.
Eigenverrat
Das am Donnerstag festgenommene Paar, das in Besitz großer Mengen von Sprengstoff war, hatte offenbar zum 11. September Anschläge auf Einrichtungen der US-amerikanischen Streitkräfte im Rhein-Neckar-Raum sowie in der Heidelberger Innenstadt geplant.
Die festgenommene US-Amerikanerin habe gegenüber einer Freundin Bewunderung für Osama bin Laden geäußert und ihr geraten, sich in den nächsten Tagen von dem Supermarkt fern zu halten, berichtete der "Spiegel". Sie habe weiter gesagt, dort werde bald etwas passieren. Die Bekannte habe daraufhin die US-Militärpolizei gewarnt, die ihre deutschen Kollegen informierte.
Sprengstoffalarm auf US-Base
Am US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel hat die Polizei Entwarnung gegeben, nachdem wegen Sprengstoff-Alarms zwölf Häuser evakuiert worden waren. Ein Sprengstoff-Spürhund habe bei der Kontrolle eines Lkws vor der Einfahrt angeschlagen, teilte ein Sprecher der Airbase mit. Ein verdächtiger Gegenstand an der Unterseite des Lasters erwies sich jedoch als harmlos.
Quelle: ntv.de