"Sorry, ich bleibe fern" Melnyk kommt nicht zu Solidaritäts-Konzert
27.03.2022, 12:19 Uhr
Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender im Schloss Bellevue (Ende Januar 2021)
(Foto: imago images/photothek)
Bundespräsident Steinmeier lädt zu einem Solidaritäts-Konzert für die Ukraine. Die Interpreten und Interpretinnen kommen aus der Ukraine, Russland, Belarus und Deutschland, spielen Stücke ukrainischer, russischer und polnischer Komponisten. Was ist also der Grund dafür, dass Botschafter Melnyk absagt?
Der ukrainische Botschafter in Deutschland wollte an einem von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier veranstalteten Solidaritätskonzert nicht teilnehmen, denn: "Nur russische Solisten, keine Ukrainerinnen", twitterte Botschafter Andrij Melnyk am Sonntag. "Ein Affront. Sorry, ich bleibe fern."
Der Anlass: Steinmeier und die Berliner Philharmoniker hatten für Sonntag um 11 Uhr zu einem Solidaritätskonzert mit der Ukraine eingeladen. Unter der Leitung der Dirigentin Nodoka Okisawai spielten den Angaben des Bundespräsidialamts zufolge Musikerinnen und Musiker unter anderem aus der Ukraine, aus Russland, Belarus und Deutschland gemeinsam Stücke ukrainischer, russischer und polnischer Komponisten. Chefdirigent Kirill Petrenko musste nach Angaben des Orchesters krankheitsbedingt kurzfristig absagen.
"Es kommen auch auf uns in Deutschland härtere Tage zu"
Zu Beginn und zum Abschluss des Konzerts spielen die Berliner Philharmoniker jeweils ein Stück des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov. Außerdem spielt der russische Pianist Jewgeni Kissin eine Polonaise von Frédéric Chopin sowie gemeinsam mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker zwei Sätze aus einem Klaviertrio von Dmitri Schostakowitsch. Der russische Bariton Rodion Pogossov singt die Arie des Fürsten Jeletzki aus Peter Iljitsch Tschaikowskys Oper "Pique Dame". Die Sprecherin des Bundespräsidenten, Cerstin Gammelin, bedauerte die Entscheidung des Botschafters. Das Konzert biete die Möglichkeit eines gemeinsamen Zeichens für die Ukraine. "Es ist schade, dass wir dieses Zeichen nicht gemeinsam senden konnten." Gammelin wies darauf hin, dass im Zentrum des Programms der bedeutende ukrainische Komponist Valentin Silvestrov stand, der im hohen Alter von 84 Jahren soeben selbst aus seiner Heimat geflohen sei. Silvestrov spielte im Anschluss an das offizielle Konzert auf dem Flügel eine aktuelle Komposition, in der er die Eindrücke seiner Flucht verarbeitet hat. Das renommierte Orchester mit Musikerinnen und Musikers auch aus der Ukraine, Russland und Belarus spielte in kleiner Besetzung im Großen Saal des Amtssitzes des Bundespräsidenten Werke ukrainischer, russischer und polnischer Komponisten.
Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Videobotschaft auf härtere Zeiten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hingewiesen. Die scharfen Sanktionen führten unvermeidlich auch zu Unsicherheiten und Einbußen für uns. "Es kommen auch auf uns in Deutschland härtere Tage zu", so Steinmeier. "Wir werden bereit sein müssen, sie zu tragen, wenn unsere Solidarität nicht nur Lippenbekenntnis sein, wenn sie ernst genommen werden soll."
Diese Tage würden die Welt verändern und auch uns verändern - "vielleicht schneller, als wir es für möglich gehalten hätten", so Steinmeier. Trotz aller laufenden diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung des Krieges gelte: "Unsere Solidarität und unsere Unterstützung, unsere Standhaftigkeit, auch unsere Bereitschaft zu Einschränkungen werden noch auf lange Zeit gefordert sein."
Quelle: ntv.de, soe/ dpa