Friedensnobelpreis 1992 Mench will Präsidentin werden
13.02.2007, 07:42 UhrDie Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Mench will Präsidentin von Guatemala werden. Sollte die 48-jährige Maya aus der Wahl im September als Siegerin hervorgehen, wäre sie das erste indigene Staatsoberhaupt in dem mittelamerikanischen Land. Eine Sprecherin der international viel beachteten Menschenrechtsaktivistin sagte, Mench wolle vor allem für eine bessere Zukunft der in Armut lebenden Ureinwohner kämpfen und damit die Demokratie in Guatemala in eine neue Ära führen. Etwa 60 Prozent der guatemaltekischen Bevölkerung haben indigene Wurzeln; jeder zweite Guatemalteke lebt nach UN-Angaben in bitterer Armut.
Mit der Kandidatur der Bürgerrechtlerin ist sicher, dass der anstehende Wahlkampf die alten Wunden aus dem kaum verarbeiteten Bürgerkrieg aufreißen wird. Denn gegen Mench tritt mit Otto Perez Molina von der Patriotischen Partei ausgerechnet ein ehemaliger Kommandeur aus Bürgerkriegszeiten an, unter dessen Befehl in den 80er Jahren dutzende Massaker an Ureinwohnern verübt wurden. Für ihren Einsatz für die Opfer des Bürgerkrieges erhielt Mench 1992 den Friedensnobelpreis. Mench selbst hat bei dem Konflikt ihre Mutter und einen Bruder verloren, die von Paramilitärs gefoltert und ermordet wurden.
Während des 36-jährigen Bürgerkriegs zwischen Militär und linksorientierten Rebellen wurden mehr als 200.000 Menschen in dem relativ kleinen Land getötet. Die meisten Opfer waren Maya und andere Ureinwohner, die von Soldaten und Paramilitärs grausam niedergemetzelt wurden. Der guatemaltekische Bürgerkrieg ist damit bis heute der schwerste und gleichzeitig längste Konflikt in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas.
Zehn Jahre nach dem offiziellen Ende des Konflikts ist das Land immer noch weit entfernt von Frieden und Gerechtigkeit. Zwar versprach die Regierung den Rebellen 1996 in einem Friedensabkommen die Aufklärung von Bürgerkriegsgräueltaten, eine Reform der korrupten Sicherheitskräfte und vor allem mehr Rechte für die indigene Bevölkerung. Schließlich war die extreme Kluft zwischen der superreichen Unternehmerelite mit meist ausländischen Wurzeln und den zahlreichen Indigenen ohne Chancen auf Teilhabe der Urkonflikt des Bürgerkrieges. Den feierlichen Worten sind bis heute jedoch nur wenige Taten gefolgt.
Quelle: ntv.de