Politik

"Todesengel von Auschwitz" Mengeles Tagebücher versteigert

KZ-Arzt Josef Mengele erlangte mit seinen menschenverachtenden Experimenten an Zwillingspaaren und anderen Häftlingen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau traurige Berühmtheit. Jetzt wurden die Tagebücher des Massenmörders versteigert. Eine "schwer begreifbare Geschmacklosigkeit", findet Mengeles Biograf.

Die Tagebücher des KZ-Arztes Josef Mengele sind in den USA für gut 245.000 Dollar versteigert worden. Damit blieben die 31 Bände des Jahrzehnte als Kriegsverbrecher gesuchten Deutschen deutlich unter der Erwartung des Händlers, der auf 400.000 Dollar gehofft hatte. Der Sprecher des Auktionshauses in Stamford bestätigte zwar den Verkauf, zum Käufer wollte er aber nichts sagen. "Es ist die Entscheidung unseres Kunden, ob er an die Öffentlichkeit treten will oder nicht", sagte er.

Porträt des KZ-Arztes Josef Mengele aus dem Jahr 1938.

Porträt des KZ-Arztes Josef Mengele aus dem Jahr 1938.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die insgesamt fast 3400 mit der Hand beschriebenen Seiten waren dem Auktionshaus von einem anonymen Sammler angeboten worden. Allerdings stammen die Bücher nicht aus der Kriegszeit, sondern sind zwischen 1960 und 1975 in Südamerika entstanden. Mengele war nach dem Krieg nach Paraguay und Brasilien geflohen.

Der als "Todesengel von Auschwitz" berüchtigte Arzt hatte in Konzentrationslagern grausame Menschenversuche gemacht. Unter anderem forschte er an Zwillingen, die er dann ermorden ließ, um ihre Leichen zu sezieren. Mengele ertrank 1979 in Brasilien.

Die Bücher enthalten Gedanken und sogar Gedichte Mengeles. Nach Angaben des Auktionshauses geht es um die politischen Verhältnisse der sechziger und siebziger Jahre, aber auch um seine Flucht über Italien nach Argentinien. Aus Vorsicht habe er von sich immer in der dritten Person geschrieben. Historiker gehen davon aus, dass die Tagebücher echt sind.

Der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, hatte die Versteigerung als "obszön" bezeichnet. "Und ich halte es für noch obszöner, dass gehofft wird, dass eine jüdische Organisation diese Tagebücher erwirbt", sagt der Historiker. Die Dokumente gehörten in das Bundesarchiv in Berlin, sagte Benz.

Mengeles Biograf Ulrich Völklein sprach von einer Geschmacklosigkeit: "Nicht, dass diese Dinge angeboten werden; das ist eine der vielen Geschmacklosigkeiten, die man sich vorstellen kann." Aber dass Bieter bereit seien, für einen solchen Menschen derartige Summen rauszuwerfen und sich dies dann womöglich eingerahmt an die Wand hängen, stelle eine ganze eigene Geschmacklosigkeit dar, die schwer begreifbar sei.

Quelle: ntv.de, dpa

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