Neue Botschaft in Berlin Merkel dankt USA
04.07.2008, 17:29 UhrBundeskanzlerin Angela Merkel hat für den Erhalt der engen Beziehungen zwischen Deutschland und Europa zu den USA geworben. Das transatlantische Bündnis müsse immer wieder gepflegt und unter Beweis gestellt werden, sagte Merkel zur Eröffnung der neuen US-Botschaft in Berlin. Davon müsse gerade auch die junge Generation überzeugt werden.
Die großen weltweiten Herausforderungen wie der Kampf gegen Hunger, Terrorismus und Klimawandel oder die Sicherung der Energieversorgung bei immer knapper werdenden Rohstoffen könne kein Land allein leisten. Merkel warb zudem für den Abbau von Handels- und Investitionshemmnissen zwischen Europa und Amerika.
George Bush Senior in Berlin
Die neue Botschaft war zuvor vom früheren US-Präsidenten George Bush, dem Vater des amtierenden Staatschefs, eröffnet worden. Er durchschnitt am amerikanischen Unabhängigkeitstag zusammen mit US-Botschafter William Timken symbolisch das rote Band. Bush senior sagte, die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA seien noch nie so eng gewesen wie heute.
Zur Eröffnung des Gebäudes am Brandenburger Tor waren rund 4000 Gäste gekommen. Der Neubau im Berliner Regierungsviertel nahe dem Reichstag kostete rund 130 Millionen US-Dollar (etwa 82 Millionen Euro).
Kraft der Freiheit
Merkel dankte den USA für ihre jahrzehntelange Unterstützung und feste Freundschaft zu Deutschland. Die Vereinigten Staaten hätten immer an die Kraft der Freiheit geglaubt, auch als das Brandenburger Tor noch durch Mauer und Stacheldraht gesperrt gewesen sei, sagte sie während des Festaktes. Gerade für die Menschen in Ostdeutschland sei die Tragfähigkeit der amerikanischen Freundschaft eine wichtige Hoffnung gewesen. Heute seien Deutschland und die USA feste Partner. "Wir in Deutschland wissen um den Wert der Freiheit auch dank der Vereinigten Staaten von Amerika."
Der frühere US-Präsident Bush würdigte den Kampf von West- und Ostdeutschen für die Wiedervereinigung. Die Menschen in West- und Ostdeutschland hätten nie vergessen, dass sie ein Volk seien mit der gleichen Sprache, dem gleichen Erbe und dem gleichen Schicksal. Mit der Botschaftseröffnung sei auch ein Traum in Erfüllung gegangen. Die deutsche Einheit habe nicht nur die Teilung Deutschlands, sondern auch die Teilung Europas beendet, sagte Bush.
Verdienste um Wiedervereinigung
Außenminister Frank-Walter Steinmeier erinnerte an die Verdienste Amerikas bei der deutschen Wiedervereinigung. "Dass das Brandenburger Tor heute offen und die deutsche Frage geklärt ist, daran haben ganz ohne Zweifel die Vereinigten Staaten einen entscheidenden Anteil", sagte er bei einer Veranstaltung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", an der auch der frühere US- Außenminister Henry Kissinger teilnahm. Die Botschaft habe vor 67 Jahren in dem von Deutschland angezettelten Krieg ihre Arbeit am Pariser Platz einstellen müssen. Die Rückkehr an ihren historischen Platz fülle eine Lücke. "Es ist heute ein besonderer Tag im deutsch- amerikanischen Verhältnis. Heute schließt sich der Kreis", sagte Steinmeier.
Feierstunde deutsch-amerikanischer Freundschaft
Schon vor dem Festakt hatte Merkel am Freitag erklärt, 2008 sei wegen der Feiern zum 60. Jahrestag der Luftbrücke und der Eröffnung der neuen US-Botschaft ein besonderes Jahr für die deutsch-amerikanische Freundschaft. Beide Ereignisse seien ein guter Anlass, den USA "aufrichtig und herzlich zu danken". "Ohne die Unterstützung der USA durch den Marshall-Plan, ohne die Luftbrücke der westlichen Alliierten und ihre Bereitschaft, die Freiheit West-Deutschlands und West-Berlins zu verteidigen, wäre die deutsche Geschichte anders verlaufen", sagte sie nach einer Mitteilung.
Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs steht eine US- Botschaft in Deutschland nun wieder im politischen und repräsentativen Zentrum Berlins. Bereits 1992 hatten die USA angekündigt, auf ihrem angestammten Grundstück einen Neubau zu errichten. Die Umsetzung zog sich jedoch hin, bis schließlich die Terroranschläge im September 2001 die Sicherheitsdebatte erheblich verschärften. Die Architektur der Botschaft, die danach höhere Sicherheitsauflagen erfüllen musste, wird nun wegen ihrer festungsähnlichen Ausstrahlung allerdings heftig kritisiert.
Quelle: ntv.de