Streit um Bronzezeit-Exponate Merkel fliegt früher zurück nach Berlin
21.06.2013, 10:22 Uhr
Ein Stabdolch aus dem zweiten Jahrtausend v.Chr., gefunden in Berlin-Schmöckwitz. Seit 1945 lagert der Dolch im Moskauer Puschkin-Museum, bis 1945 befand er sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin.
(Foto: © Staatliches Puschkin Museum de)
Beim Streit zwischen Kanzlerin Merkel und dem russischen Präsidenten Putin geht es um die sogenannte Beutekunst, die sowjetische Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland nach Russland brachten. Weil Merkel das Thema bei einer Ausstellungseröffnung ansprechen will, sagt die russische Seite die Grußworte ab. Nun fällt die Ausstelllungseröffnung aus.
Die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in St. Petersburg wird von einem Eklat überschattet. Eine für den Abend geplante gemeinsame Eröffnung einer Bronzezeit-Ausstellung, in der auch Stücke sogenannter Beutekunst gezeigt werden, wurde unmittelbar vor dem Abflug der Kanzlerin nach St. Petersburg abgesagt.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte zur Begründung, dass entgegen der ursprünglichen Planung keine Grußworte mehr vorgesehen gewesen seien. Nach Angaben aus Regierungskreisen wollte Merkel in ihrem Grußwort wohl auch die Beutekunst ansprechen.
Der Termin zur Eröffnung der Schau "Bronzezeit - Europa ohne Grenzen" in der Eremitage wurde aus dem offiziellen Reiseprogramm der Kanzlerin gestrichen. Seibert sagte, dies sei von beiden Seiten entschieden worden.
Gemeinsame Ausstellung, Streit um Exponate
In der Ausstellung sind auch etwa 600 Objekte zu sehen, die sowjetische Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau gebracht hatten, darunter der Goldschatz von Eberswalde. Deutschland hatte in der Vergangenheit mehrfach die Rückgabe der sogenannten Beutekunst gefordert. Russland dagegen macht deutlich, dass die Schätze mit dem Blut seiner Soldaten bezahlt worden seien.
Die Ausstellung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Eremitage und Museen in Moskau und Berlin anlässlich des derzeit laufenden deutsch-russischen Jahres. Laut der beteiligten Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird dabei mit insgesamt mehr als 1700 Objekten aus allen beteiligten Museen das Bild der Bronzezeit nachgezeichnet.
Merkel nimmt heute erstmals am Wirtschaftsforum in St. Petersburg teil. Geplant sind weiterhin eine öffentliche Podiumsdiskussion mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie bilaterale Gespräche mit einer gemeinsamen Pressekonferenz am Nachmittag. Anschließend nehmen Putin und Merkel auf einem Schiff an einem Abendessen teil. Da der Besuch der Eremitage entfällt, reist die Kanzlerin am Abend entsprechend früher nach Berlin zurück.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa