Kanzlerin besucht Feldlager in Kundus Merkel macht Soldaten Mut
10.05.2013, 13:48 Uhr
Landung in Kundus: Merkel informiert sich bei der Truppe in Afghanistan.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor wenigen Tagen fiel ein deutscher Elite-Soldat in Afghanistan. Nun reist Kanzlerin Merkel an den Hindukusch - unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Sie macht den Soldaten Mut. Doch bis zum weitgehenden Abzug Ende 2014 vergeht noch viel Zeit.
Die erste Station ihrer Reise war vielleicht gleich die schwierigste: Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte den Ehrenhain für die gefallenen Soldaten in Afghanistan. Eine Woche nach dem Tod eines deutschen Elite-Soldaten ist die Regierungschefin zu einem brisanten Truppenbesuch am Hindukusch eingetroffen. Sie landete in Begleitung von Verteidigungsminister Thomas de Maizière im Bundeswehr-Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Kurz darauf ging es weiter nach Kundus.
Im dortigen Feldlager der Bundeswehr besuchten sie dann die Gedenkstätte. Sie erinnert an die bislang 53 in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten - nur eine Tafel für den Elite-Soldaten fehlt noch, so frisch ist der Vorfall. Am Rande einer Andacht und eines Gebets dort sagte Merkel nachdenklich an die Soldaten gerichtet: "Da ist mir natürlich wieder auch bewusstgeworden, dass sie Ihren Dienst tun nicht einfach aus Pflichterfüllung, sondern auch unter großen, großen Risiken."
Am vergangenen Samstag war erstmals ein Elite-Soldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Afghanistan getötet worden. Der Hauptfeldwebel geriet bei einer gemeinsamen Operation mit afghanischen Kräften in einen Hinterhalt der Taliban und wurde erschossen. Die Reise der Kanzlerin war schon vor dem Todesfall geplant, hat dadurch aber noch einmal an Bedeutung gewonnen. Der getötete 32-Jährige war der erste Bundeswehrsoldat seit fast zwei Jahren, der in Afghanistan ums Leben kam. Die Sicherheitslage gilt nun wieder als angespannt, Merkels Hubschrauber fliegt deswegen in einer Höhe von mehr als drei Kilometern.
Merkel will endlich Veränderungen sehen
Merkel ist auch nach Afghanistan gereist, um von den Politikern vor Ort mehr Tempo bei Reformen einzufordern. "Wir werden ein Auge darauf haben, dass der politische Prozess hier vorangeht", sagte die Kanzlerin mahnend. Als anstehende Aufgaben nannte sie die Vorbereitung der Präsidentschaftswahl im April 2014 und den Aufbau der Wirtschaft. "All das vollzieht sich zum Teil mühselig, zum Teil etwas langsamer als wir uns das wünschen", merkte sie kritisch an. "Aber es ist unabdingbar dafür, dass der militärische Einsatz nicht alleine stehenbleibt, sondern dass er wirklich Erfolg hat."

4300 deutsche Soldaten dienen derzeit in Afghanistan, Ende 2014 sollen die meisten abrücken.
(Foto: dpa)
Der afghanische Präsident Hamid Karsai steht international zunehmend unter Druck, weil in seinem Land auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Sturz der Taliban Korruption und Drogenanbau blühen. Kritiker werfen ihm vor, den Aufbau des Rechtsstaates nur schleppend voranzutreiben.
Zum fortschreitenden Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan sagte Merkel: "Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Dienst in der verbleibenden Zeit genauso gefährlich ist, genauso aufmerksam durchgeführt werden muss, wie das in all den Jahren zuvor war." Bis zum Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes Ende 2014 übernehmen die afghanischen Sicherheitskräfte schrittweise mehr Verantwortung.
Bundeswehr bleibt in Afghanistan
Bei ihrer mittlerweile fünften Visite in Afghanistan bekräftigte Merkel, dass Deutschland auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes weiter militärisch präsent bleiben will am Hindukusch. Ab 2015 will die Bundesregierung bis zu 800 Soldaten für Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee zur Verfügung zu stellen.
Deutschland hat mit seiner Afghanistan-Strategie als erstes Nato-Land einen konkreten Vorschlag für eine längerfristige Präsenz am Hindukusch gemacht. Derzeit sind rund 4300 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert. Der Afghanistan-Einsatz kostete bislang 53 deutsche Soldaten das Leben. 35 davon starben bei Angriffen und Anschlägen. Merkel hatte die deutschen Soldaten in Afghanistan zuletzt im März 2012 besucht.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa/rts