Politik

Parallel zur D-Day-Feier Merkel reicht Putin die Hand

Höflich und korrekt, aber hart in der Sache - so will Angela Merkel dem russischen Präsidenten Wladimir Putin begegnen.

Die Bundeskanzlerin trifft den russischen Präsidenten und mahnt ihn, zur Stabilität in der Ukraine beizutragen. Putin will eine "ukrainische Lösung". Danach treffen sich beide bei einem Mittagessen mit zahlreichen anderen Staats- und Regierungschefs wieder.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich im französischen Deauville mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Gespräch getroffen. Merkel sagte, dass nach der international anerkannten Präsidentschaftswahl jetzt die Zeit genutzt werden müsse, um eine Stabilisierung der Lage insbesondere in der Ostukraine zu erreichen. Russland müsse seiner großen Verantwortung dabei gerecht werden. So teilt es das Bundeskanzleramt mit.

"Putin und Merkel haben sich voll und ganz auf die ukrainischen Angelegenheiten konzentriert - auf die Suche nach einer ukrainischen Lösung", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow, der bei dem Treffen anwesend war. Auf die Frage, ob es auch um Meinungsverschiedenheiten gegangen sei, sagte er: "Genau dem war das Gespräch gewidmet."

Das Gespräch dauerte knapp eine Stunde. Zuvor gab es Gerüchte aus Russland, dass dabei ein Plan auf dem Tisch liegen sollte, um die schwerste Sicherheitskrise in Europa nach Ende des Kalten Krieges zu entschärfen. Aus deutschen Regierungskreisen wurde dies nicht bestätigt.

Handschlag nicht verweigert

Es war das erste direkte Gespräch der beiden seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise und der Annektierung der Krim durch Russland. Merkel und Putin haben seitdem viele Male miteinander telefoniert. Westliche Staats- und Regierungschefs trafen sich aber bis gestern nicht mit dem Kremlchef. Einzige Ausnahme war ein Treffen Putins mit dem Schweizer Präsidenten Didier Burkhalter in dessen Funktion als OSZE-Präsident. Am Donnerstagabend war dann der britische Premierminister David Cameron mit Putin zusammengekommen. Cameron verweigerte Putin bei der Begrüßung den Handschlag. Merkel grüßte Putin dagegen förmlich mit einem Händeschütteln.

Ouistreham - Ein besonderer D-Day-Ort für Frankreich

Der Küstenort Ouistreham, in dem der 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie gefeiert wird, hat für Frankreich eine ganz besondere geschichtliche Bedeutung. Denn am Strand der kleinen Gemeinde, der eigentlich Riva Bella heißt und dem die Alliierten den Codenamen Sword Beach gaben, landete am 6. Juni 1944 die einzige am D-Day beteiligte französische Einheit. Die 177 Freiwilligen des Kommandos Kieffer kämpften an der Seite von rund 28.500 britischen Soldaten. Benannt wurde das Kommando nach seinem Anführer, dem Korvettenkapitän Philippe Kieffer.

Der drei Kilometer lange Strand von Ouistreham war der östlichste Punkt der Alliierten-Landung. Die Deutschen hatten den Ort in eine wahre Festung verwandelt und leisteten heftigen Widerstand. Am D-Day wurden zehn Marineinfanteristen des Kommandos Kieffer getötet und 31 weitere verletzt. Am Ende der Schlacht um die Normandie Ende August 1944 waren 27 Angehörige des Kommandos tot. Das 15 Kilometer nördlich von Caen gelegenen Ouistreham hat heute knapp 10.000 Einwohner.

Zeitgleich sprach Frankreichs Präsident François Hollande in der Nähe des Omaha Beach auf dem US-Soldatenfriedhof von Colleville-sur-Mer. Er erinnerte dort an die Opfer des Zweiten Weltkriegs. Mit dabei war US-Präsident Barack Obama, der seine Rede im Anschluss hielt, sowie rund 1000 Weltkriegsveteranen.

"Vor 70 Jahren vereinten sich unsere Völker für die Freiheit", sagte Hollande. Am Morgen hatte er einen Blumenkranz an der Gedenkstätte der nordfranzösischen Stadt Caen niedergelegt und eine Stele zu Ehren der in der Normandie getöteten Zivilisten eingeweiht. "Der Höllenstrand hat seinem Namen alle Ehre gemacht", sagte Obama mit Bezug auf Tausende Soldaten, die an falschen Punkten landeten und innerhalb von Minuten erschossen wurden.

Merkel: "Gefährliche Denkmuster"

In einem Gastbeitrag für eine französische Zeitung erinnerte auch Merkel an die Landung der Alliierten vor 70 Jahren und warnte vor einem Rückfall in alte Denkmuster: "Wie schnell Frieden und Freiheit infrage stehen können, führt uns der Konflikt in der Ukraine schmerzlich vor Augen. Die Sorge vor neuen Gräben und Trennlinien ist groß", schrieb Merkel in "Ouest France". "Dennoch erfahren wir in diesen Wochen, dass alte, gefährliche Denkmuster keineswegs zur Gänze in die Geschichtsbücher verbannt wurden."

Alleine am 6. Juni 1944 waren 3000 französische Zivilisten getötet worden, unter anderem durch die Bomben der Alliierten. Bis zum Ende der wochenlangen Schlacht an der nordfranzösischen Küste Ende August waren es fast 20.000 zivile Opfer.

Derzeit kommen mehr als 20 Staats- und Regierungschefs zu einem Mittagessen auf Einladung Frankreichs zusammen. Unter ihnen ist auch die britische Königin Elizabeth II. und ebenso der neugewählte ukrainische Präsident Petro Poroschenko.

Quelle: ntv.de, che/dpa/rts/AFP

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