Politik

Danach Auftritt im Bierzelt Merkel trauert im KZ Dachau

Merkel legte einen Kranz nieder.

Merkel legte einen Kranz nieder.

(Foto: AP)

Es ist ein historischer Tag in Dachau: Erstmals besucht ein deutscher Kanzler das ehemalige Konzentrationslager der Stadt. Doch der Termin ist umstritten, liegt er doch zwischen zwei Wahlkampfterminen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das ehemalige Konzentrationslager in Bayern besucht. Das hat noch keiner ihrer Vorgänger im Amt getan. "Für mich ist es ein sehr besonderer Moment", sagte Merkel, die bei ihrem Besuch mit Holocaust-Überlebenden zusammentraf. "Die Erinnerung an diese Schicksale erfüllt mich mit tiefer Trauer und Scham."

Ihr Besuch hatte im Vorfeld auch für Diskussionen gesorgt, weil sie im Anschluss einen Wahlkampfauftritt in einem Bierzelt absolviert. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer habe die Kanzlerin eingeladen, als er von ihrem geplanten Auftritt in Dachau gehört habe.

Unmittelbar nach ihrem Gedenken im ehemaligen Lager absolvierte Merkel dann auch die Bierzeltkundgebung - und erinnerte dort an die Verbrechen der Nazi-Zeit. "Einen größeren Kontrast kann es kaum geben", sagte Merkel zu Beginn ihrer Rede. Einen "Katzensprung von hier" sei die KZ-Gedenkstätte - "und jetzt bin ich auf diesem Volksfest der Fröhlichkeit und des Lebens". Merkel betonte: "Auch damals war das KZ mitten unter uns. Wer wollte, konnte damals auch sehen und hören."

Die Kanzlerin mahnte: "Deshalb ist so wichtig, dass es nie wieder passiert, dass wir wegsehen und dass wir weghören. Nie wieder darf passieren, dass Menschen unter uns schutzlos sind, nur weil sie aus einem bestimmten Land kommen, einer bestimmten Religion angehören, einer politischen Gesinnung, einer sexuellen Orientierung. Nie wieder dürfen sie deshalb benachteiligt und ermordet werden, mitten unter uns." Es sei deshalb gut, dass es Gedenkstätten wie in Dachau gebe.

Künast attackiert die Kanzlerin

Kritik gab es von den Grünen. "Wer es ernst mit dem Gedenken an einem solchen Ort des Grauens meint, der macht einen solchen Besuch garantiert nicht im Wahlkampf", sagte die Fraktionschefin der Partei  im Bundestag, Renate Künast. Sie nannte es eine "geschmacklose und unmögliche Kombination", nach dem KZ-Besuch eine Wahlkampfrede zu halten . Die Kanzlerin dürfe "nicht den Eindruck erwecken, der Besuch in Dachau und das Gespräch mit Überlebenden sei bestimmt durch den eine Viertelstunde später stattfindenden Auftritt im CSU-Bierzelt", sagte Künast. "Wir müssen zur Verantwortung vor unserer Geschichte stehen - auch im Wahlkampf."

Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, verteidigte Merkel dagegen: Es sei "lobenswert, dass die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen", sagte sie. "Wir befinden uns im Wahlkampf. Jeder Politiker hat das Recht, sich und seine politischen Ziele und Visionen wo auch immer öffentlich zu präsentieren", sagte Knobloch, die früher auch Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland war.

Quelle: ntv.de, dpa

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