EU-Lateinamerika-Gipfel in Chile Merkel warnt vor Protektionismus
27.01.2013, 00:55 UhrDer lateinamerikanische Markt wird für Europa immer wichtiger. Bundeskanzlerin Merkel reagiert darauf und fordert von den südamerikanischen und karibischen Staaten, auf Handelsschranken zu verzichten. Vor dem EU-Lateinamerika-Gipfel in Santiago unterzeichnen Deutschland und Chile ein Handelsabkommen.
Anlässlich des Gipfeltreffens der Europäischen Union mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) hat B undeskanzlerin Angela Merkel vor Handelsschranken gewarnt. Niemand solle glauben, dass der beste Weg aus der Wirtschaftskrise Protektionismus sei, sagte Merkel während eines Treffens mit Wirtschaftsvertretern in Santiago de Chile, an dem auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und mehrere lateinamerikanische Staatschefs teilnahmen.
Auch Barroso forderte von Lateinamerika "ein starkes politischen Bekenntnis, Protektionismus in Schranken zu halten und Liberalisierung zu fördern". In diesem Zusammenhang sei es "entscheidend, rechtliche Transparenz zu garantieren und die Anerkennung internationaler Investitionsregeln herzustellen".
Vor dem Wirtschaftstreffen, an dem auch Chiles Staatschef Sebastián Piñera sowie die Präsidenten von Kolumbien und Mexiko, Juan Manuel Santos und Enrique Peña Nieto, teilnahmen, war Merkel von Piñera im Präsidentschaftspalast empfangen worden. Bei der anschließenden Pressekonferenz hob die Kanzlerin hervor, dass das Wachstum in der EU derzeit zu 90 Prozent auf Geschäfte mit Partnern außerhalb der EU zurückzuführen sei. Lateinamerika sei insbesondere für die EU-Südländer ein interessanter Markt.
Piñera lobte derweil Merkels Krisenmanagement. In "schwierigen Zeiten haben wir gesehen, wie Kanzlerin Merkel mit ihren Qualitäten ihr Land zu führen und zur Führung Europas und in der Welt beizutragen wusste: Zukunftsvision, Stärke und Beharrlichkeit", sagte Chiles Staatschef. Die Lage in Europa bessere sich mittlerweile.
Deutsch-chilenisches Rohstoffabkommen
Deutschland und Chile unterzeichneten ein Rohstoffabkommen, das eine engere Zusammenarbeit im Bergbau vorsieht. Das Abkommen sowie eine begleitende politische Absichtserklärung des Bundeswirtschaftsministeriums knüpfen an Rohstoff-Partnerschaften an, die die Bundesregierung in den vergangenen zwei Jahren auf Betreiben der deutschen Wirtschaft etwa mit Kasachstan und der Mongolei geschlossen hat. Die Kooperation mit Chile ist zunächst aber sehr viel beschränkter.
Hintergrund ist die wachsende Sorge der deutschen Industrie, dass ihre Versorgungssicherheit etwa mit wichtigen Metallen gefährdet sein könnte, weil sich China weltweit Rohstoffvorräte zu sichern versucht. Chile ist der weltgrößte Kupferproduzent und besitzt auch wichtige Vorkommen etwa an Lithium und Silber.
Zu einem Mittagessen auf Einladung von Piñera für die Bundeskanzlerin sind auch zwei frühere Außenminister der Pinochet-Diktatur (1973-1990) gekommen. Miguel Ángel Schweitzer und Hernán Felipe Errázuriz waren nach dpa-Informationen mit im Saal des Präsidentenpalastes. Es galt als unwahrscheinlich, dass Merkel davon wusste. Aus deutschen Delegationskreisen verlautete, die chilenische Gästeliste werde vorher nicht vorgelegt.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/rts/dpa