DDR-Vergangenheit Merkel warnt vor Schlussstrich
07.11.2009, 11:37 UhrKurz vor dem 20. Jahrestag der Öffnung der Mauer spricht sich Kanzlerin Merkel dafür aus, die Erinnerung an die Geschichte der DDR wachzuhalten. Nur so könne man späteren Generationen den Wert der Freiheit vermitteln, sagt sie.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich zwanzig Jahre nach dem Mauerfall mit Nachdruck gegen einen Schlussstrich unter die DDR-Geschichte ausgesprochen. "Einen Schlussstrich ziehen zu wollen heißt, etwas verdrängen zu wollen", sagte Merkel der "Leipziger Volkszeitung". "Erstens funktioniert das nie, und zweitens bin ich der Überzeugung, dass wir die Erinnerung an das Geschehene wach halten müssen, um die Zukunft zu gestalten", sagte Merkel. "Das sind wir außerdem den vielen Opfern des SED-Regimes und auch kommenden Generationen schuldig", betonte die Kanzlerin. "Denn wie wollen wir ihnen erklären, wie kostbar die Freiheit ist, wenn wir Erfahrungen mit der Unfreiheit verschweigen."
Zugleich würdigte Merkel in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft die Rolle der DDR-Bürgerrechtler und der Kirchen beim Fall der Mauer am 9. November 1989. Die Bürgerrechtler hätten "durch ihr mutiges Eintreten für Freiheit und Demokratie ganz wesentlich dazu beigetragen..., dass die Maueröffnung möglich wurde", sagte Merkel. Die CDU-Vorsitzende hob auch die Rolle der Kirchen hervor. "Die Kirchen haben einen Schutz gegeben in der ehemaligen DDR, um Meinungsfreiheit leben zu können, und sie waren mutige Begleiter in der Phase der Montagsdemonstrationen und Friedensgebete."
Platzeck ruft zur Versöhnung auf
Vertreter von Bürgerrechtlern und Kirchen sowie Menschen, die damals als Zeitzeugen am Abend des 9. November 1989 diesen Weg gegangen sind, habe sie eingeladen, an diesem Montag mit ihr noch einmal über die Brücke der Bornholmer Straße in Berlin zu gehen. An diesem Übergang zwischen den Stadtteilen Prenzlauer Berg (Ost) und Wedding (West) war die Mauer zuerst durchlässig geworden und auch Merkel selbst hatte den Übergang damals benutzt. "Der 9. November 1989 ist der glücklichste Tag der jüngeren deutschen Geschichte", sagt sie jetzt.
Der mit den Stimmen von SPD und Linkspartei wiedergewählte Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), rief unterdessen zur Versöhnung auf und regte an, in die Zukunft zu schauen. Im Verhältnis zur Linkspartei als Nachfolgeorganisation der SED gehe es "immer auch um die Last der Geschichte", schrieb er im "Spiegel". "Diese Macht der Vergangenheit ist gut erklärlich, aber sie tut Ostdeutschland nicht gut, und sie tut der politischen Kultur in unserer seit 1990 vereinigten Republik nicht gut."
Quelle: ntv.de, dpa