Mindestens 28 Tote im Jemen Militär greift Demonstranten an
24.09.2011, 15:57 Uhr
Regierungstruppen fahren durch die Straßen von Sanaa Patrouille.
(Foto: dpa)
Der uneinsichtige Präsident bringt seinem Land neues Chaos. Wieder müssen Dutzende sterben, wieder fließt Blut. An einen Rücktritt denkt der skrupellose Machthaber Salih weniger denn je.
Die überraschende Rückkehr von Präsident Ali Abdullah Salih hat die Gewalt im Jemen neu angeheizt. Bei Angriffen der Salih-treuen Truppen auf die Zeltstadt der Opposition im Zentrum von Sanaa sowie gegen die Militäreinheiten des abtrünnigen Generals Ali Mohsen al-Ahmar starben 28 Menschen. Mehr als 170 Jemeniten erlitten Verletzungen, bestätigten Krankenhausärzte und örtliche Medien. Salih hatte sich zuvor in Saudi-Arabien von Verletzungen nach einem Angriff auf seinen Palast erholt.
Augenzeugen berichteten von chaotischen Szenen, als die Salih-Truppen am frühen Morgen die Zeltstadt auf dem Taghier-Platz mit Mörsergranaten beschossen. Heckenschützen auf Hausdächern hätten in die unbewaffnete Menge gefeuert. Menschen seien in Panik aus ihren Behausungen geflüchtet. Allein bei diesem Überfall kamen nach den Angaben 17 Demonstranten ums Leben, 54 weitere wurden verletzt.
Mehr als 500 Demonstranten getötet
Seit Februar verlangen die Menschen dort den Rücktritt Salihs. Die Sicherheitskräfte des Regimes töteten seitdem vermutlich mehr als 500 Demonstranten. Zur selben Zeit hätten Salih-Truppen die Garnison von General Al-Ahmar mit Granaten beschossen. Mindestens elf Soldaten des Militärführers, der sich nach Beginn der Proteste gegen Salih gestellt hatte, starben im Artilleriefeuer, wie es weiter hieß. 120 weitere wurden verletzt.
Al-Ahmars Armee-Division schützt die Demonstranten auf dem Taghier-Platz. Beobachter befürchteten, dass der Artillerieangriff eine weitere Zuspitzung der Lage nach sich ziehen könnte. Die Opposition geht ohnehin davon aus, dass Salih einen offenen Bürgerkrieg anzetteln will, um sich dann als "Retter der Nation" präsentieren zu können. Dort hatte er sich wegen der schweren Verletzungen behandeln lassen, die er sich bei einem Bombenanschlag Anfang Juni zugezogen hatte.
Mit Salihs Rückkehr schwanden auch die wenigen Hoffnungen, dass der Autokrat auf gesichtswahrende Weise die Macht abgeben könnte. Der saudische König Abdullah hatte den Nachbarn vergebens davon abhalten wollen, wieder in die Heimat zu reisen.
Quelle: ntv.de, AFP