"Grobes Missmanagement" in den USA Militär verschlampt Leichenteile
09.11.2011, 13:58 Uhr
Eine Trauerzeremonie in Arlington.
(Foto: AP)
Ausgerechnet wenige Tage vor dem US-Veteranentag erschüttert die US-Armee ein Skandal. Offenbar gehen in einer Leichenhalle Körperteile von US-Soldaten verloren. Auch der Arm eines Toten soll einfach abgesägt worden sein.
In der Leichenhalle auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Dover (Delaware) sind nach einem Ermittlungsbericht Körperteile von Kriegstoten verschlampt worden. In einem anderen Fall sei einer Leiche ein Arm abgesägt worden, weil sie sonst nicht in eine Uniform und den Sarg gepasst hätte, schilderten unter anderem die "Washington Post" und die "New York Times". Bekannt wurde der Untersuchungsbericht ausgerechnet kurz vor dem Veteranentag am kommenden Freitag, an dem Amerika traditionell seinen und Kriegstoten Respekt zollt.
Demnach hatten drei Mitarbeiter im vergangenen Jahr Beschwerde wegen Fehlverhaltens von Vorgesetzten in 14 Fällen eingereicht. Die Luftwaffe habe daraufhin Ermittlungen eingeleitet. Drei höherrangige Mitarbeiter, darunter der ehemalige Kommandeur der Leichenhalle, seien disziplinarisch belangt, aber nicht gefeuert worden. Der Generalinspekteur der Luftwaffe und die Luftwaffe selbst hätten zwar "grobes Missmanagement" festgestellt, aber kein kriminelles Fehlverhalten.

Memorial Day: US-Präsident Barack Obama gedenkt auf dem Arlington-Friedhof im US-Bundesstaat Virgina der im Krieg getöteten US-Soldaten.
(Foto: REUTERS)
Den Medienberichten zufolge wurden die vermissten Körperteile in Plastiktüten mit Reißverschluss aufbewahrt. Möglicherweise seien sie zu irgendeinem Zeitpunkt heraus- und in Behälter mit anderen Leichenteilen gefallen oder auch eingeäschert worden.
Der abgesägte Arm stammte nach den Zeitungsangaben von einem Soldaten, der 2010 von einer Bombe getötet worden war. Obwohl die Leiche von der Taille aus abwärts zerfetzt gewesen sei, habe die Familie den Wunsch einer Bestattung in Ausgehuniform geäußert. Wegen der Hitzeentwicklung bei der Explosion seien die Knochen eines Armes so verschmolzen gewesen, dass die Leiche weder in die Uniform noch in den Sarg gepasst habe. Einer der Leichenbestatter in Dover habe daher das Absägen des Armes angeordnet - ohne die Familie vorher zu konsultieren.
Viele Gräber falsch ausgezeichnet
Bereits im vergangenen Jahr hatte es einen Skandal um den Heldenfriedhof in Arlington gegeben: Es stellte sich heraus, dass Dutzende Gräber falsch ausgezeichnet und Leichen an falschen Stellen begraben worden waren. Zudem wurden mehrere Urnen in einem Erdhaufen an einem Friedhofsweg gefunden.
Die sterblichen Überreste von US-Soldaten, etwa aus Afghanistan, werden stets zunächst nach Dover geflogen, dort untersucht und gegebenenfalls identifiziert. Den Berichten zufolge stellten Medizintechniker 2009 bei einer Inventur fest, dass aus einem Kühlschrank der zerschmetterte Fußknöchel eines Kriegstoten verschwunden war. Die Suche sei vergeblich geblieben. In zwei anderen Fällen habe man vermisste Leichenteile an einem falschen Ort wiedergefunden.
In einem vierten Fall sei ein zehn Zentimeter langes Stück Fleisch verschlampt worden. Es habe zu einem von zwei Kampfpiloten gehört, deren Körper bei einem Absturz in Afghanistan zerfetzt worden waren. Die Medizintechniker hätten herausfinden wollen, von wem das Fleisch stammte, es sei aber nie wiedergefunden worden.
Quelle: ntv.de, dpa