Rothemden bitten um Hilfe Militär will Härte zeigen
29.04.2010, 22:35 UhrTote und Verletzte: In Bangkok gilt seit Wochen der Ausnahmezustand. Nach dem neuen Gewaltausbruch, bei dem ein Soldat ums Leben kam, fordern die Oppositionellen EU-Beobachter an.
Nach dem Tod eines Soldaten bei den jüngsten Oppositionsprotesten hat die thailändische Armee ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Regierungsgegner in Bangkok angekündigt. Das Militär werde die Kontrollen an den Zufahrtstraßen in das von den sogenannten Rothemden besetzte Einkaufsviertel verschärfen, sagte Militärsprecher Sansern Kaewkamnerd. Auf diese Weise sollten Waffentransporte in den Distrikt unterbunden werden. Zudem solle dadurch verhindert werden, dass weitere Oppositionsanhänger in den Stadtteil strömten.
Die Rothemden hatten am Mittwoch versucht, ihre Proteste auf die Vororte der Hauptstadt auszuweiten. Sicherheitskräfte stellten sich ihnen allerdings in den Weg. Bei den darauffolgenden schweren Auseinandersetzungen wurde ein Soldat getötet, 19 weitere Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge wurde der Soldat von der Kugel eines Kameraden getroffen. Insgesamt kamen seit der nunmehr sieben Wochen anhaltenden Krise 27 Menschen gewaltsam ums Leben, knapp 1000 wurden verletzt.
Die Oppositionellen rechnen nach den heftigen Zusammenstößen mit einer Welle der Unterstützung. Seit Mittwoch sei klar, dass die Regierung Krieg gegen uns führe, rief ein Anführer der Rothemden den Demonstranten in ihrem Barrikaden-Lager zu. "Ich glaube, dass nach diesen Geschehnissen mehr Menschen kommen und wir weiter kämpfen werden. Wir glauben, dass der Sieg nahe ist."
Opposition bittet EU um Hilfe
Die oppositionellen Rothemden haben derweil einen Hilfsappell an die Europäische Union gerichtet. Nach einem Hilfsgesuch an die UNO in der vergangenen Woche baten sie nun die EU um die Entsendung von Beobachtern. Thailands Außenminister Kasit Piromya verbat sich eine Einmischung der internationalen Gemeinschaft in die inneren Angelegenheiten des Landes.
Die Oppositionellen veröffentlichten einen Brief an die EU-Botschaft in Bangkok, in dem sie "dringend" um die Entsendung von Beobachtern in das südostasiatische Land baten. "Die Regierung geht mit Gewalt gegen unschuldige Demonstranten vor, und es ist wahrscheinlich, dass es weitere gewaltsame Niederschlagungen geben wird", sagte einer der Anführer der Rothemden, Jaran Ditsatapichai. Um ein "drohendes Blutbad" und eine "Menschenrechtskatastrophe" zu verhindern, bitte die Opposition daher um Hilfe.
UN verweisen auf Dialog
Der Brief wurde dem EU-Botschafter David Lipman übermittelt. Die EU erklärte, dieser habe sich kurz mit den Demonstranten getroffen und zu einer friedlichen Lösung des Konflikts aufgerufen. Ein ausländischer Diplomat stufte die Entsendung von EU-Beobachtern als "vollkommen unwahrscheinlich" ein. Nötig sei dafür ein Konsens innerhalb der EU zu der Krise in Thailand, und er glaube nicht, dass es diesen gebe. In der vergangenen Woche hatte die Opposition bereits die Entsendung einer UN-Friedenstruppe gefordert - die UNO hatte sich jedoch ebenfalls mit dem Appell begnügt, die Krise "im Dialog" zu überwinden.
Die Oppositionellen halten seit Wochen ein Geschäftsviertel in Bangkok besetzt und haben sich dort hinter Barrikaden verschanzt. Viele von ihnen sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und fordern den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva und Neuwahlen.
Die Bundesregierung riet erneut dringend von Reisen nach Bangkok ab. Reisen in die Tourismusregionen im Süden des Landes seien dagegen problemlos machbar.
Quelle: ntv.de, AFP