Politik

Vielseitiges Agentenpaar Militär womöglich ausspioniert

Anna Chapman war 2010 als russische Spionin in den USA aufgeflogen. Das in Deutschland lebende Agentenpaar hatte offenbar zu ihr Kontakt.

Anna Chapman war 2010 als russische Spionin in den USA aufgeflogen. Das in Deutschland lebende Agentenpaar hatte offenbar zu ihr Kontakt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schon zu Zeiten des Kalten Krieges war das Paar vom KGB angeworben worden. Über die Spionageaktivitäten der beiden gibt es noch keine abschließenden Aussagen. Doch womöglich hatten sie auch politische und militärische Bereiche im Visier- mutmaßt ein Minister.

Ein im Oktober verhaftetes mutmaßliches Agentenpaar aus Russland hat nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) möglicherweise nicht nur Wirtschaftsspionage betrieben. "Ich halte es für durchaus denkbar, dass bei dieser aufwendigen und jahrzehntelangen Operation das gesamte Zielspektrum russischer Nachrichtendienste verfolgt wurde", sagte Lewentz in Mainz. "Auch die Bereiche Politik und Militär können meiner Ansicht nach als Ausspähungsziele nicht ausgeschlossen werden."

Die beiden mutmaßlichen Spione waren im Oktober in Hessen und Baden-Württemberg festgenommen worden. Das Paar lebte seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Von 2002 bis 2010 wohnte es in der Pfalz.

Kontakt zu Agentin 90-60-90

Laut Lewentz besaßen die Eheleute "totalgefälschte österreichische Personaldokumente". Der Innenminister sagte: "Sie wurden schon zu Zeiten des Kalten Kriegs vom ehemaligen russischen Geheimdienst KGB angeworben und nach dem Fall der Sowjetunion von der Nachfolgeorganisation, dem heutigen Auslandsnachrichtendienst SWR, übernommen und als illegale Agenten weiter geführt."

Lewentz betonte, dass noch keine abschließenden Aussagen über die Aktivitäten der beiden mutmaßlichen Spione möglich seien. Da der Ehemann als Ingenieur in der Automobilbranche gearbeitet habe, liege Wirtschaftsspionage besonders nahe. Nähere Informationen "erhoffen wir uns durch die Vernehmungen der Beschuldigten und die abschließende Auswertung des sichergestellten Beweismaterials", sagte der rheinland-pfälzische Innenminister.

Die Ermittlungen führt das Bundeskriminalamt. Medienberichten zufolge pflegte das mutmaßliche Agentenpaar offensichtlich auch intensiven Kontakt mit der 2010 in den USA aufgeflogenen russischen Spionin Anna Chapman, die als rothaarige "Agentin 90-60-90" bekannt wurde.

Quelle: ntv.de, dpa

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