Kläglicher Kampf gegen Hunger Milleniumsziel verfehlt
20.04.2009, 21:59 UhrAngesichts rund einer Milliarde unterernährter Menschen ist die Welt nach Einschätzung der G-8-Staaten weit davon entfernt, die Millenniumsziele zum Kampf gegen den Hunger zu erreichen. Die Weltgemeinschaft habe sich vorgenommen, Armut und Mangelernährung bis 2015 zu halbieren, erklärten die Landwirtschaftsminister der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G-8) nach dreitägigen Beratungen im italienischen Cison di Valmarino. Sie sei aber noch "sehr weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen", heißt es in der Abschlusserklärung des Treffens. Die Investitionen in die Landwirtschaft müssten daher dauerhaft erhöht werden, um mehr Lebensmittel zu produzieren und deren Qualität zu verbessern.
Das Thema Welternährung müsse künftig den gleichen hohen Stellenwert auf der Agenda der G-8-Staaten haben wie der Klimaschutz oder die Finanzkrise, forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Die Landwirtschaft sei dabei das Fundament für jede weitere Entwicklung. Um globale Krisen künftig zu verhindern, müssen die Landwirte der Welt "mehr und nachhaltig produzieren", erklärte Aigner nach dem Treffen. Es gebe jedoch nicht die "große Antwort auf alle Fragen", sondern nur maßgeschneiderte Lösungen. Als Beispiel nannte sie die stärkere Förderung kleinbäuerlicher Betriebe in den Entwicklungsländern.
Mehr Land und Beratung gefordert
Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst zeigten sich nach dem Treffen enttäuscht. Die G-8-Staaten hätten "abermals die Gelegenheit verpasst, vor der eigenen Tür zu kehren und ihre Landwirtschafts-, Handels- und Entwicklungspolitik in Frage zu stellen". Allein durch eine Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion lasse sich der Hunger nicht beseitigen, erklärte Bernhard Walter von Brot für die Welt. 2008 habe die Welternährungsorganisation (FAO) 350 Millionen Dollar ausgegeben, um in 90 Ländern Hochleistungssaatgut und Kunstdünger zu verteilen. Die Kleinbauern bräuchten aber nicht nur Saatgut, "sondern auch Zugang zu Land, Beratung, lokalen Absatzmärkten und sozialer Sicherheit".
Ziel der G-8-Ministerrunde war es, zur Vorbereitung des G-8-Gipfels im Juli auf Sardinien konkrete Vorschläge zum Kampf gegen die weltweite Ernährungskrise für ihre Staats- und Regierungschefs zu erarbeiten. Zu den G-8-Ländern gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, die USA und Russland. Außerdem nahmen an der Konferenz in Italien die G-5-Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika sowie Vertreter Ägyptens, Argentiniens und Australiens teil.
Nach FAO-Schätzungen leiden derzeit rund eine Milliarde Menschen weltweit an Unterernährung. Experten fürchten aber, dass ihre Zahl wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise weiter steigen könnte.
Quelle: ntv.de, AFP