Ukip könnte Stimmung kippen Milliarden für die Schotten
28.05.2014, 15:13 Uhr
Postkarten vor einem Kiosk in Edinburgh. Im September entscheiden die Schotten, ob sie Briten bleiben.
(Foto: REUTERS)
Schottlands Regierung verspricht sich im Fall der Unabhängigkeit zusätzlich 5 Milliarden Euro an Steuern. London sagt noch mehr Geld für Schottland voraus, wenn es britisch bleibt. Ausgerechnet die Ukip könnte das Referendum im September entscheiden.
Die schottische Regierung und das britische Finanzministerium haben sehr unterschiedliche Berechnungen über die Folgen einer schottischen Unabhängigkeit vorgelegt. Schottlands Regierungschef Alex Salmond sagte, Schottland könne binnen 15 Jahren nach der Unabhängigkeit zusätzliche Jahreseinnahmen in Höhe von 5 Milliarden Pfund aufbringen, ohne die Steuern zu erhöhen. Pro Person und Jahr wären das 1000 Pfund.
Salmond stellte einen Bericht vor, nach dem eine Abspaltung von Großbritannien die Wirtschaft stark ankurbeln würde. "Schottland ist eines der reichsten Länder der Welt", sagte der Erste Minister in der schottischen Hauptstadt Edinburgh, "pro Kopf wohlhabender als Großbritannien, Frankreich und Japan, aber wir brauchen die Kraft der Unabhängigkeit, um sicherzustellen, dass dieser Reichtum jedem in unserer Gesellschaft zugutekommt."
Der britische Vize-Finanzminister Danny Alexander sagte dagegen voraus, dass Schottland im Laufe der nächsten 20 Jahre von einer "UK-Dividende in Höhe von 1400 Pfund pro Jahr für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Schottland" profitieren würde, wenn es im Vereinigten Königreich bliebe. Der Liberaldemokrat Alexander ist ebenfalls Schotte. "Diese Dividende ist unser Anteil an einer noch wohlhabenderen Zukunft."
Wenn Schottland im Königreich bleibe, werde seine Zukunft "eine sicherere, finanziell stärkere und fortschrittlichere Gesellschaft" sein. "Denn als Vereinigtes Königreich können wir unsere Ressourcen zusammenlegen und unsere Risiken teilen", so Alexander.
Zurück zu Bier und Kippen?
Die Schotten stimmen am 18. September darüber ab, ob sie sich von Großbritannien abspalten wollen. Umfragen deuten derzeit zwar auf eine Niederlage der schottischen Nationalisten um Salmond. Der renommierte Sozialwissenschaftler Anthony Giddens glaubt allerdings an einen Stimmungsumschwung.
Der Sieg der antieuropäischen Ukip um den exzentrischen Parteichef Nigel Farage bei den Europawahlen könnte europafreundliche Schotten dazu bewegen, im September für die Unabhängigkeit zu stimmen, sagte Giddens. Denn Ukip sei aus schottischer Sicht eine englische Partei. Vor allem für England hätte das unangenehme Folgen: Rest-Britannien würde dann voraussichtlich die Europäische Union verlassen und in Farages "Bier-und-Kippen-Gesellschaft der Fünfzigerjahre" zurückfallen, so der Soziologe.
Quelle: ntv.de, hvo