Politik

Kein Muslimextremist Millionen für Folteropfer

Kanada zahlt einem aus Syrien stammenden Programmierer eine millionenschwere Entschädigung, weil er fälschlicherweise als muslimischer Extremist gebrandmarkt worden ist. Ministerpräsident Stephen Harper entschuldigte sich am Freitag offiziell bei Maher Arar und erklärte, dieser habe die Entschädigung in Höhe von umgerechnet rund sieben Millionen Euro angenommen. Arar selbst betonte, das Geld könne nicht wieder gutmachen, was er erlitten habe.

Auf Grund der falschen Informationen der kanadischen Polizei war Arar im Jahr 2002 in New York festgenommen und nach Syrien gebracht worden. Eine Untersuchung der kanadischen Justizbehörden hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass Arar während seiner nahezu einjährigen Haft in Damaskus gefoltert wurde. Der Fall hatte auch die Beziehungen zwischen Kanada und den USA belastet. Harper forderte die Regierung in Washington erneut auf, die Anschuldigungen gegen Arar fallen zu lassen.

Auch mehrere Abgeordnete der Demokraten kritisierten das Vorgehen der US-Regierung. Senator Patrick Leahy forderte als Vorsitzender des Justizausschusses im Senat eine Antwort, warum Arar nach Syrien verschleppt worden war. Auch wenn sich der Verdacht gegen Arar erhärtet habe, sei offen, warum er für Ermittlungen nicht nach Kanada gebracht worden sei. Der Kongressabgeordnete Edward Markey rief die Regierung in Washington auf, dem Vorbild Kanadas zu folgen. Die Regierung solle offiziell einräumen, dass es unmenschlich gewesen sei, Arar nach Syrien auszuliefern.

Nach US-Angaben steht Arar weiterhin auf der Liste der Verdächtigen. Die Ermittlungsbehörden verfügten über nicht näher spezifizierte Informationen, heißt es. Arar darf weiter nicht in das Nachbarland einreisen und verklagte auch die USA auf Schadensersatz.

Auf einer Pressekonferenz erklärte Arar nur wenige Stunden nach den Äußerungen Harpers: "Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass ich niemals, niemals wieder das gleiche Leben aufbauen kann, das ich vorher hatte." Sein größter Wunsch sei es, sich sein altes Leben zurückzukaufen. Für das, was er und seine Familie hätten durchmachen müssen, gebe es keine Entschädigung. Arar lebt derzeit in der Stadt Kamloops in British Columbia. Über seine Zukunft habe er noch nicht entschieden. Zunächst wolle er Zeit mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern nachholen, erklärte er.

Quelle: ntv.de

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