Anschlag auf Polizeischule Mindestens 43 Tote in Algerien
19.08.2008, 15:23 UhrBeim schwersten Anschlag in Algerien seit Jahren hat ein Selbstmordattentäter vor einer Polizeischule mindestens 43 Menschen mit in den Tod gerissen. 38 weitere seien bei der Explosion im ostalgerischen Issers verletzt worden, teilte das Innenministerium mit. Vor der Polizeischule hatten Augenzeugen zufolge viele Bewerber für eine Polizeiausbildung gewartet. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. In früheren Fällen hatte sich der nordafrikanische Ableger der Al-Kaida als Drahtzieher derartiger Attentate geäußert. Die Gruppe, die als eine der gefährlichsten Extremistenbewegungen in der Region gilt, unterhält Kontakte zu anderen militanten Organisationen.
Die Angaben von 43 Toten und 38 Verletzten sei eine vorläufige Bilanz, erklärte das Innenministerium in Algier. Der Selbstmordattentäter in Issers steuerte Augenzeugen zufolge sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug gegen den Haupteingang der Polizeischule. Dort warteten Bewerber auf eine Aufnahmeprüfung für die Polizeiausbildung. Nach dem Anschlag wurden die Zufahrtsstraßen in dem ostalgerischen Ort abgesperrt. Der algerische Innenminister Yazid Zerhouni besuchte den Anschlagsort. Er sprach vor Journalisten von einer "Tat gegen die Algerier". Das französische Außenministerium hat die Anschläge verurteilt und der algerischen Regierung seine Solidarität und seine Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zugesichert.
Explosion mit großer Wucht
"Das ist ein richtiges Blutbad", sagte der Vater eines der Polizeianwärter, der bei dem Anschlag ums Leben kam. "Gott möge diejenigen bestrafen, die dieses Verbrechen begangen haben gegen junge Menschen und ihr Land." Am Explosionsort klaffte Augenzeugen zufolge ein mehrere Meter breiter Krater. Auch die eingestürzte Fassade der Polizeischule, mehrere eingestürzte Häuser, zerstörte Schaufenster benachbarter Geschäfte und umgestürzte Bäume zeugten von der großen Wucht der Explosion. Zerfetzte Leichen lagen auf dem Boden.
Der Fahrgast eines Busses, der zum Zeitpunkt der Explosion an der Polizeischule vorbeifuhr, sagte, er habe zuerst an einen Unfall geglaubt. "Ich bin dann aus dem Fenster gesprungen und landete auf den herumliegenden Leichen", sagte der 24-jährige.
Reihe von Anschlägen
Vor dem Anschlag in Issers hatten drei algerische Zeitungen übereinstimmend berichtet, dass am Montag bei einem Angriff mutmaßlicher Islamisten im Osten des Landes zwölf Sicherheitskräfte und ein Zivilist getötet worden seien. Zudem seien rund ein Dutzend Sicherheitskräfte verletzt worden, als ihr Konvoi in der Bergregion Skikda in einen Hinterhalt geriet. Nach der Zündung einer Bombe brachen Kämpfe aus, bei denen den Berichten zufolge auch vier Angreifer starben.
Zu dem Angriff in Skikda und dem Selbstmordanschlag in Issers bekannte sich zunächst niemand. Im Dezember waren bei Anschlägen auf das Verfassungsgericht in Algier und den dortigen Sitz des UN-Entwicklungsprogramms 41 Menschen getötet worden. Verantwortlich zeichnete sich damals der algerische Arm von El Kaida. Die Gruppe ist der erste islamistische Zusammenschluss, der in Algerien Selbstmordattentate verübte, unter anderem auf eine Veranstaltung mit Staatschef Abdelaziz Bouteflika im September.
Quelle: ntv.de