Röttgen bleibt in NRW-Frage stur Minister zaudert, Partei ärgert sich
20.03.2012, 08:32 Uhr
In der CDU wächst der Druck auf Bundesumweltminister Norbert Röttgen, sich klar zu einer Oppositionsrolle im Fall einer Niederlage bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen zu bekennen. Zwar hat Röttgen einen Wechsel auf die Oppositionsbank in Düsseldorf nicht ausgeschlossen. "Es ist nach den Spielregeln des demokratischen Wettbewerbs aber nicht das, worum gekämpft wird", sagte Röttgen der "Bild"-Zeitung.
Landesgruppe macht Druck

Röttgens SPD-Widersacherin Hannelore Kraft könnte vom Zögern des CDU-Mannes profitieren, fürchten dessen Parteifreunde.
(Foto: REUTERS)
Zu beruhigen scheint diese Aussage die Debatte nicht. Röttgen solle sich vorbehaltlos zu Nordrhein-Westfalen bekennen, fordert die nordrhein-westfälische CDU-Landesgruppe im Bundestag, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet. Demnach haben sich die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach, Jürgen Herrmann und Willi Zylajew für einen kompletten Wechsel Röttgens in die Landespolitik ausgesprochen.
Bosbach sagte laut dem Bericht während der Sitzung, es werde bei der Landtagswahl am 13. Mai ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Dabei werde es die Siegchancen der CDU entscheidend verbessern, wenn sich der Spitzenkandidat und CDU-Landesvorsitzende zuvor vorbehaltlos für Nordrhein-Westfalen entscheide. Herrmann erklärte, er habe sich 2010 für Röttgen als Landesvorsitzender stark gemacht und erwarte nun, dass dieser sich ohne Wenn und Aber auf das Land einlasse.
Den Teilnehmern zufolge gab es niemanden, der eine andere Auffassung vertreten habe. Der stellvertretende Landesgruppenvorsitzende Ralf Brauksiepe habe die weitere Debatte schließlich unterbunden mit den Worten, er werde Röttgen das Stimmungsbild übermitteln, hieß es in dem Bericht weiter.
Die Parteispitze um Bundeskanzlerin Angela Merkel hält es offenbar ebenfalls für hilfreich an, wenn Röttgen klarmacht, auch nach einer verlorenen Wahl am Rhein bleiben zu wollen. Das sei auch ein wichtiges Signal an CDU-Mitglieder und Wahlhelfer.
Röttgen laviert weiter herum
Ein klares Bekenntnis ging Röttgen bislang aber nicht über die Lippen. Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Wir entscheiden am Wahlabend, was zu tun ist, wenn das Wahlziel nicht erreicht sein sollte." Zuvor hatte das Blatt berichtet, Röttgen habe Merkel abblitzen lassen, die ihm am Samstag geraten habe, sich ganz für Düsseldorf und den Wahlkampf zu entscheiden. Röttgen habe zudem Vertraute wissen lassen, dass er Bundesminister bleiben wolle.
Kritik kam nicht nur aus der Union. SPD-Chef Sigmar Gabriel etwa sagte, Röttgens Vorgehen zeige, dass er die Wahl offenbar jetzt schon verloren gegeben habe. Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring meinte, die Parteien sollten ernstzunehmende Personalvorschläge machen, um das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. "Wenn das nicht ernsthaft ist, werden das die Wähler nicht honorieren."
Der Düsseldorfer Parteienforscher Ulrich von Alemann sieht in Röttgens Zögern ein Motivationsproblem für die CDU-Basis. "Da wird es schwer, dass die ganze Partei im Wahlkampf mitzieht. Das ist eine relative Katastrophe für die CDU", sagte von Alemann der WAZ.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP