Abschiedsbesuch am Grab der Tochter Mladic kurz vor Abflug
31.05.2011, 13:32 Uhr
Serbischer Polizist vor dem Gericht in Belgrad.
(Foto: AP)
Der Einspruch des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic gegen seine Auslieferung an das UN-Tribunal in Den Haag wird abgelehnt. Damit kann der 69-Jährige in die Niederlande gebracht werden. Am Morgen hatte er das Grab seiner Tochter besucht. Sie hatte sich 1994 das Leben genommen.
Der Einspruch des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic gegen seine Auslieferung an das UN-Tribunal in Den Haag ist vom Gericht abgelehnt worden. Das berichtete eine Gerichtssprecherin in Belgrad. Die Auslieferungsunterlagen seien an das Justizministerium weitergeleitet worden. Die für eine endgültige Auslieferung noch fehlende Unterschrift von Justizministerin Snezana Malovic ist eine reine Formsache. Damit kann der 69-Jährige in die Niederlande gebracht werden.
Erwartet wird, dass der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben bereits in den nächsten Stunden von Belgrad nach Rotterdam geflogen wird. Die Behörden halten den Abflugsort ebenso geheim wie den Zeitpunkt der Abreise.
Vor drei Jahren war der politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, nach einem ganz ähnlichen Verfahren frühmorgens nach Den Haag überstellt worden. Er war mit dem Hubschrauber zum Flughafen Belgrad und dann mit einem Regierungsflugzeug nach Rotterdam geflogen worden.
Letzter Besuch am Grab der Tochter
Am Morgen hatte Mladic das Grab seiner Tochter Ana in Belgrad besucht. Mladic sei unter Polizeischutz zum Friedhof Topcidersko in der serbischen Hauptstadt und anschließend wieder in seine Zelle gebracht worden, sagte der Sprecher der serbischen Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen, Bruno Vekaric.
Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, verließ gegen 6.00 Uhr morgens ein Landrover gefolgt von zwei Polizeijeeps das serbische Sondergericht für Kriegsverbrechen, wo Mladic derzeit inhaftiert ist.
Die 23-jährige Medizinstudentin hatte sich im März 1994 mit der Pistole ihres Vaters umgebracht. Sie soll aus Gram über ihren Vater gehandelt haben. Mladics Anwalt Milos Saljic hatte am Sonntag erklärt, sein Mandant bestehe darauf, vor seiner Überstellung nach Den Haag das Grab seiner Tochter zu besuchen.
Mladic war am vergangenen Donnerstag festgenommen worden. Vor dem Haager Tribunal für Ex-Jugoslawien ist er wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs der Jahre 1992 bis 1995 angeklagt. Die serbische Justiz hatte am Freitag Mladics Überstellung nach Den Haag genehmigt, am Montag legte Mladics Anwalt dagegen Berufung ein.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa