Kreml-Kritik im russischen Staatsfernsehen Moderatorin schimpft auf Putin
04.03.2014, 17:41 Uhr"Russia Today" ist ein russischer Staatssender, der für seine moskaufreundliche Berichterstattung bekannt ist. Umso überraschender der Auftritt einer Moderatorin, die vor laufender Kamera die Politik Wladimir Putins verurteilt.
Die Kamera läuft, Abby Martin steht im Studio in Washington. Die Journalistin des englischsprachigen russischen Staatssenders "Russia Today" soll eigentlich ihre Sendung "Breaking the Set" abmoderieren. Aber vorher will sie noch etwas sagen, dass ihr "am Herzen liegt".
Was folgt, ist eine gnadenlose Abrechnung mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dessen Invasion auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Sie könne nicht genug betonen, wie entschieden sie gegen jegliche Form von ausländischer Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates sei, wettert die sichtlich aufgebrachte Moderatorin. "Nur weil ich hier arbeite, heißt das nicht, dass ich keine journalistische Unabhängigkeit habe", sagt Martin. Ihr Fazit ist deutlich: "Was Russland getan hat, war falsch."
Die heftige Russland-Schelte ist bemerkenswert. "Russia Today" gilt als wenig unabhängiges Medium. Der staatstreue Sender zeichnet in der Regel ein äußerst positives Bild der russischen Regierung. Im Netz wird die Journalistin, die gebürtige Amerikanerin ist, für ihren Mut gefeiert. Das Youtube-Video, das ihren gut einmütigen Wutausbruch zeigt, erreichte innerhalb eines Tages mehr als 400.000 Klicks.
"Alles, was wir jetzt tun können, ist, auf einen friedlichen Ausgang zu hoffen. Bis dahin werde ich weiterhin die Wahrheit sagen, so wie ich sie sehe", sagte Martin, bevor sie sich von den Zuschauern verabschiedete. Ob sie ihre Sendung behalten darf? Russlands Präsident Putin dürfte die scharfe Kritik auf seinem Staatssender sicherlich nicht gefallen haben.
Nachtrag: Wie die "Huffington Post" berichtet, hat der russische Sender inzwischen auf die Kritik von Abby Martin reagiert. "Wir respektieren die Ansichten unserer Journalisten", heißt es in einer Pressemitteilung. Statt einer Abmahnung muss Martin demnach mit einer ungewöhnlichen "Strafe" rechnen: Der Sender will die Moderatorin offenbar auf die Krim schicken, damit sie sich vor Ort ein besseres Bild von der Lage machen kann.
Quelle: ntv.de, cro