Politik

Ein "preußischer" Italiener Monti beflügelt die Römer

Schon allein die Aussicht auf eine italienische Regierung unter dem angesehenen ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti drückt die Renditen italienischer Staatsanleihen sorgt im Allgemeinen für steigende Kurse. Was die Märkte an Monti schätzen, dass er sehr genau, diszipliniert und regelgebunden arbeitet, dürfe die Italiener kaum an Silvio Berlusconi erinnern.

Ein harter und zugleich zuverlässiger Verhandlungspartner.

Ein harter und zugleich zuverlässiger Verhandlungspartner.

(Foto: AP)

Der frühere EU-Kommissar Mario Monti wird als aussichtsreichster Nachfolger des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gehandelt. Nach zwei Amtszeiten als EU-Kommissar ist der Italiener in Brüssel als Galionsfigur Europas höchst anerkannt. Dazu verholfen hat ihm auch Berlusconi – dieser hatte Monti 1994 selbst für einen Posten in der Brüsseler Behörde nominiert.

Der Ökonomieprofessor gehörte der EU-Exekutive dann von 1995 bis 2004 an - zunächst als Kommissar für Binnenmarkt, später in der mächtigen Funktion des obersten Wettbewerbshüters der EU. Monti habe sehr genau, diszipliniert und regelgebunden gearbeitet, erinnert sich ein ehemaliger Botschafter. Er sei ein harter und zugleich zuverlässiger Verhandlungspartner gewesen. "Er hatte keine sehr italienische Vorgehensweise – sein Spitzname war damals 'der italienische Preuße'."

Monti kennt keine Furcht vor Namen

Monti legte sich nicht zuletzt auch mit deutschen Regierungsvertretern und Konzernen an. Öffentlichen Garantien für Sparkassen und Landesbanken setzte er nach einem erbitterten Streit mit Bundesregierung, Geldinstituten und Ländern ein Ende. Deutschen Verlagen zog er in Verfahren um die Buchpreisbindung in der Bundesrepublik so heftig die Daumenschrauben an, dass ihm Verbandsvertreter einen "Kreuzzug" vorwarfen. Und auch mit der mächtigen deutschen Automobilindustrie geriet er in Streit, um Handelsschranken zu überwinden.

Monti bleibt immer der Sache treu.

Monti bleibt immer der Sache treu.

(Foto: REUTERS)

Monti sei unbeugsam gegenüber politischem Druck und stelle sich voll und ganz in den Dienst der Sache, sagen ehemalige Wegbegleiter in Brüssel. Stehvermögen bewies der Italiener auch, als er sich mit zwei Wirtschaftsgiganten aus den USA anlegte: Er verbot gegen massiven Druck der US-Behörden 2001 dem Konzern General Electric die Übernahme von Honeywell, weil die Kommission eine Monopolstellung bei der Herstellung von Flugzeugmotoren befürchtete. Zudem war es Monti, der den jahrelangen Kampf gegen die Vormachtstellung des Softwarekonzerns Microsoft begann, den die EU letztlich gewann.

Auseinsetzung mit GE-Chef

Der damalige Chef von General Electric, Jack Welch, widmete der Auseinandersetzung mit der EU-Behörde ein Kapitel seiner Autobiografie. Um Monti gnädig zu stimmen, bot der Amerikaner diesem das Du an. Doch der Kommissar lehnte die Aufforderung "Call me Jack" höflich ab – er werde dies tun, nachdem die Fusionskontrolle beendet sei. Auch ein Anruf des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton bei Kommissionspräsident Mario Prodi brachte die Kommission nicht von ihrer Linie ab.

Ob der als grundehrlich und sachlich geltende Italiener geeignet sei, die Regierung in Rom zu führen, sei allerdings fraglich, sagt ein langjähriger Begleiter Montis. "Er hat zwar ein gutes Gespür dafür, wie Politik funktioniert – aber er ist nicht der Mann für den Kuhhandel." Statt Berlusconi zu beerben sei er womöglich im Amt des Finanzministers besser aufgehoben. Monti könne die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit verkörpern, die Italien in der Schuldenkrise so dringend brauche.

Quelle: ntv.de, rts

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