Erst Abwehr-, dann Angriffsystem? Moskau bringt sich in Stellung
29.11.2011, 13:24 Uhr
Medwedew antwortet auf den Raketenschild in Westeuropa.
(Foto: AP)
Als Antwort auf US-Pläne für ein umstrittenes Raketenabwehrsystem in Europa nimmt Kremlchef Medwedew im Gebiet Kaliningrad an der Ostsee eine neue Radaranlage in Betrieb. Falls diese Reaktion vom Westen nicht ernst genommen werde, könnte Moskau auch Angriffswaffen stationieren.
Im Streit um den Aufbau eines Raketenschildes in Europa hat Russland nach eigenen Angaben ein Alarmsystem in Betrieb genommen, das Starts von Flugkörpern aus Westeuropa registriert. Das Radarsystem in der Exklave Kaliningrad diene dazu, angemessen auf "Bedrohungen" durch den von den USA und der NATO geplanten Raketenschild "für unsere strategischen Atomstreitkräfte" zu reagieren, erklärte der russische Präsident Dmitri Medwedew in Moskau. Medwedew hatte vergangene Woche auch mit der Stationierung von Atomraketen in Kaliningrad gedroht, sollten USA und NATO an ihren Plänen für den Raketenschild in Europa festhalten.
Das im Jahr 2001 von dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush angestoßene Projekt zum Aufbau einer Raketenabwehr in Europa war in Russland auf Misstrauen und Widerstand gestoßen. Seitdem hat die US-Regierung die ursprünglichen Pläne aufgegeben, will aber weiter mit der NATO einen Abwehrschild errichten. Rumänien und Polen haben sich schon bereiterklärt, Teile des Schilds auf ihrem Territorium zu errichten, die Türkei will zu diesem Zwecke ein Radarsystem errichten.
Vergangene Woche hatte Medwedew gesagt, es könnten auch "moderne Angriffssysteme" im Süden und Westen des Landes als Reaktion auf den Raketenschild aufgestellt werden. Mit diesen könnten die in Europa errichteten Komponenten des Raketenschildes zerstört werden. Moskau hatte bereits im Juli 2007 mit der Aufstellung von Iskander-Raketen um das frühere Königsberg, einer zwischen Polen und Litauen gelegenen Exklave, gedroht.
Quelle: ntv.de, AFP