Politik

Waffenhändler Bout brüllt Moskau warnt USA nach Urteil

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(Foto: Reuters)

Ein US-Gericht verurteilt den Russen Viktor Bout zur Mindeststrafe - 25 Jahre Gefängnis. Seine Frau jubelt. Moskau droht den Vereinigten Staaten vor den Folgen. Der "Händler des Todes" selbst hält sich für unschuldig. "Das ist eine Lüge", brüllt er im Gerichtssaal vor den Augen der Agenten, die ihn mit einem Millionendeal aus seiner Villa lockten.

Moskau hat das Urteil gegen den russischen Waffenhändler und früheren Sowjetoffizier Viktor Bout zu 25 Jahren Haft als "unbegründet und parteiisch" kritisiert. Darüber hinaus muss Bout 15 Millionen Dollar zahlen. Die US-Justiz habe einen klaren politischen Auftrag gehabt und sei voreingenommen gegen den als "Händler des Todes" bekanntgewordenen Bout gewesen. Das teilte das Außenministerium in Moskau mit. Russland werde mit allen legalen Mitteln versuchen, Bout in die Heimat zu holen.

Bouts Ehefrau bezeichnete das Urteil als Sieg für ihren Mann. Es sei eine "Bankrotterklärung" der Anklage, dass er lediglich zur Mindeststrafe verurteilt worden sei, sagte Alla Bout nach Angaben russischer Medien. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Sie forderte Russland auf, ihren Mann mit allen Mitteln in die Heimat zu holen. Der Verteidiger Bouts kündigte Berufung an.

Mahnende Töne

Der inzwischen 45-Jährige galt als einer der meistgesuchten Waffenhändler der Welt. Nach Überzeugung des US-Bundesgerichts in New York belieferte er zahlreiche Rebellengruppen und autoritäre Regierungen auf der ganzen Welt illegal mit Waffen.Der größte Vorwurf war, dass er Rebellen Boden-Luft-Raketen verkaufen wollte, mit denen amerikanische Flugzeuge abgeschossen werden können. Dafür sieht das Gesetz mindestens 25 Jahre Haft vor. Für drei andere Delikte, darunter die Verschwörung zur Tötung von Amerikanern, bekam er jeweils 15 Jahre. Die Strafen addieren sich allerdings nicht.

Im Jahr 2008 wurde Viktor Bout (Mi.) in Bangkok festgenommen.

Im Jahr 2008 wurde Viktor Bout (Mi.) in Bangkok festgenommen.

(Foto: Reuters)

Das Urteil könne sich negativ auf die Beziehungen zwischen Russland und den USA auswirken, warnte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma in Moskau, Alexej Puschkow. Washington habe jedoch noch die Chance, die Situation zu korrigieren. Moskau werde vermutlich beantragen, dass Bout seine Strafe in Russland absitzen könne, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Justizkreise.

"Ein Krieger gibt nicht auf"

Bout nahm die Strafe mit einem trotzigen Blick auf, obwohl er nun die niedrigst mögliche Strafe für seine Vergehen bekommen hat. Bevor er abgeführt wurde, drehte er sich noch einmal zu seiner Familie um und rief: "Ich liebe Euch. Auch wenn wir untergehen - ein Krieger gibt nicht auf" - ein Spruch der russischen Marine aus dem Krieg gegen Japan 1905. Als ihm vor der Verkündung des Strafmaßes das letzte Wort erteilt wurde, sagte er: "Ich bin nicht schuldig. Ich hatte nie vor, jemanden zu töten oder Waffen zu verkaufen." Als der Staatsanwalt sein Schlussplädoyer vortrug, brüllte Bout: "Das ist eine Lüge!"

Das sahen die Vereinten Nationen ganz anders, die ihn in UN-Resolutionen namentlich verurteilt hatten. Auch internationale Polizeien jagten den Mann, der Grundlage für den Hollywoodfilm "Lord of War - Händler des Todes" war. "Sie waren ein weltbekannter Waffenhändler, der die schlimmsten Regime der Welt versorgt hat", sagte Richterin Shira Scheindlin bei der Urteilsbegründung. Die blutigen Konflikte im Kongo, in Ruanda, Sierra Leone, Angola und anderen Ländern habe er mit Waffen versorgt, dank seiner Kontakte, die der frühere Sowjetoffizier in seiner Dienstzeit in Afrika hatte.

Allerdings sei der Fall Bout anders als sonst Terrorprozesse. "Es ging Herrn Bout ja nicht primär darum, Menschen zu töten. Es ging ihm ums Geld. Die Menschen waren ihm einfach egal. Er war skrupellos."

Bout hatte sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt. Ein Multimillionendeal lockte ihn aber noch einmal aus seiner Villa in der Nähe von Moskau. Seine Kunden, angebliche kolumbianische Rebellen, waren allerdings amerikanische Bundesagenten. Die Männer saßen im Publikum, nur Meter von Bouts Frau entfernt. Bout drehte sich zu den Agenten um, zeigte mit dem Finger auf sie und rief "Gott weiß, dass ich Recht habe. Sie müssen mit dieser Wahrheit leben. Mag Gott Ihnen verzeihen!"

"Ich habe kein Verbrechen begangen"

In einem Radiointerview beteuerte Bout seine Unschuld und erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen die USA. "Es ist wie eine Trophäe für sie, ich bin wie ein gejagtes Reh, das sie getötet haben und von dem sie nun ein Foto machen wollen", sagte Bout dem russischen Auslandshörfunk Voice of Russia. Das Interview wurde wenige Tage vor dem Urteilsspruch geführt und in der Nacht der Urteilsverkündung veröffentlicht.

"Sie haben mich gegen meinen Willen hergebracht, ich möchte nach Hause, ich habe kein Verbrechen begangen, ich bin unschuldig", sagte Bout.

Die US-Justiz sei voreingenommen gewesen und deshalb habe er keine Chance gehabt, den Prozess zu gewinnen, sagte er. Der frühere Sowjetoffizier warf der US-Drogenbehörde DEA vor, für seine Festnahme 2008 in Thailand 100 Millionen US-Dollar Steuergelder "verschwendet" zu haben. Er selbst sei völlig bankrott, sagte Bout. Dass die USA Konten von ihm mit insgesamt sechs Milliarden Dollar gesperrt hätten, sei eine Lüge gewesen, um die Jury gegen ihn aufzubringen.

Quelle: ntv.de, dpa

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