Politik

Terror-Helfer vor Gericht Motassadeq als "argloser Freund"

Im ersten weltweiten Prozess um die Anschläge vom 11. September hat der angeklagte Marokkaner Mounir El Motassadeq enge Kontakte zu allen anderen aus Hamburg stammenden mutmaßlichen Helfern der Attentäter eingeräumt. Er schilderte diese am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Hamburg jedoch als normale Freundschaften und bestritt wie schon am Vortag jegliche Kenntnis von den Attentatsplänen.

Der Angeklagte berichtete, wie er den vor wenigen Wochen in Pakistan festgenommenen Ramzi Binalshibh und die noch international gesuchten mutmaßlichen Helfer Said Bahaji und Zakariya Essabar in Hamburg kennengelernt habe. Diese seien nach und nach in die Wohnung des Anschlagspiloten Mohammed Atta in der Marienstraße in Hamburg-Harburg gezogen.

Erstmals gelangen auch Einblicke in die Finanzstruktur der Gruppe um Atta. Motassadeq berichtete über Geldflüsse zwischen den Konten der Gruppenmitglieder, über die möglicherweise die Vorbereitung der Taten am 11. September finanziert worden war.

Demnach bekam er Motassadeq im August 2000 während der Abwesenheit des Todespiloten Marwan Al Shehhi, dessen Konto er verwaltete, einen Anruf. Eine arabische Stimme forderte ihn auf, sein Telefon auf Faxbetrieb zu schalten. Dann sei ein Fax von Ramzi Binalshibh eingegangen, mit der Aufforderung, die 5.000 DM von Al Shehhis Konto auf das Konto von Binalshibh zu überweisen. Das Fax sei aus Jemen gekommen. Das habe er getan. "Was daraus wurde, weiß ich nicht", sagte Motassadeq. Binalshibh ist in den USA in Haft, Essabar und Bahaji werden gesucht.

Vorher hatte Motassadeq berichtet, dass er an das gesuchte mutmaßliche Gruppenmitglied Said Bahaji 1.050 DM ausgeliehen habe, die später zurücküberwiesen worden seien. Die Bundesanwaltschaft wirft Motassadeq vor, unter anderem durch die Finanztransaktionen die Umsetzung der Anschläge unterstützt zu haben.

Motassadeq hatte am ersten Verhandlungstag eine umfassende militärische Ausbildung in einem afghanischen El-Kaida-Lager zugegeben. Dennoch bestritt der Student vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg alle Vorwürfe der Anklage.

Der 28-jährige ist der Beihilfe zum Mord in mehr als 3.000 Fällen und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Die Bundesanwaltschaft sieht in El Motassadeq einen wichtigen Helfer bei der Vorbereitung der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center und das US-Verteidigungsministerium.

Quelle: ntv.de

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