Mehr Jobs für Zuwanderer Münte startet Kampagne
23.08.2007, 14:12 UhrIm Schatten der Ausschreitungen im sächsischen Mügeln hat die Bundesregierung eine Kampagne für die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt gestartet. "Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor", sagte die Integrationsbeauftragte der Regierung, Maria Böhmer (CDU). "Für Fremdenhass und Rechtsextremismus darf es keinen Raum in Deutschland geben", sagte Böhmer zu den Vorfällen in Mügeln, wo ein Mob acht Inder über den Marktplatz gehetzt und verprügelt hatte.
Die Kampagne will auch mit Hinblick auf den Fachkräftemangel das große wirtschaftliche Potenzial von Migranten stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Damit wolle man ein Gegengewicht zu Vorurteilen und Klischees setzen. Angesprochen würden vor allem auch Unternehmen und öffentliche Verwaltungen.
"Gerade in dieser Zeit deutlicher Bewegung am Arbeitsmarkt sollte dies möglich sein, auch zum Nutzen der Unternehmen selbst", schrieb Arbeitsminister Franz Müntefering in einem Brief an die vier Spitzenverbände der Wirtschaft.
Reform der Zuwanderung
Bundespräsident Horst Köhler hatte in den vergangenen Tagen die lange umstrittene Reform des Zuwanderungsrechts endgültig gebilligt. Es sieht erstmals eine Bleiberechtsregelung für mehrere zehntausend Ausländer vor, die über Jahre hinweg in Deutschland nur geduldet wurden und bisher zumeist keine Arbeit aufnehmen durften. Sie können nun ein dauerhaftes Bleiberecht bekommen, wenn sie bis Ende 2009 eine Arbeit finden und ihre Familien weitgehend ohne staatliche Hilfe leben können.
Die Kampagne ist Teil des am 12. Juli beschlossenen Nationalen Integrationsplans. "Die Menschen, die zu uns kommen, sind ein Gewinn für unser Land", sagte Böhmer. Untersuchungen zeigten, dass Regionen mit vielen Zuwanderern erfolgreicher seien. Die 15 Millionen Menschen in Deutschland mit Migrationshintergrund seien auch Konsumenten. Allein die 2,5 Millionen türkischen Zuwandererfamilien verfügten über eine Kaufkraft von 17 Milliarden Euro - so viel wie das Saarland.
Geringeres Bildungsniveau
Der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Heinrich Tiemann, verwies darauf, Integration gelinge am besten im Erwerbsleben. Nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) haben es in Deutschland Zuwanderer erheblicher schwerer als Einheimische, auf dem Arbeitsmarkt eine angemessene Beschäftigung zu finden. Dies sei zum Teil auf das geringere Bildungsniveau und Sprachschwierigkeiten, aber auch auf versteckte Diskriminierung zurückzuführen.
Die Integrationskampagne kostet vier Millionen Euro. Auf Plakaten werben drei Migranten - eine Ärztin, ein Bäcker und eine Kommissarin - für die Integration in Deutschland. Zugleich startete Böhmer den Wettbewerb "Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung". Bewerben können sich deutsche Unternehmen, Behörden und öffentliche Einrichtungen. Den Siegern winken Geldpreise und Einladungen nach Berlin.
Quelle: ntv.de