Politik

Die hinterbliebenen Frauen von Srebrenica Mütter sehnen sich nach Sühne

Mütter getöteter Männer vor dem Gerichtsgebäude in Den Haag.

Mütter getöteter Männer vor dem Gerichtsgebäude in Den Haag.

(Foto: picture alliance / dpa)

8000 Männer und Jungen wurden in Srebrenica ermordet. Mütter und Frauen der Opfer des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic sind zum UN-Tribunal nach Den Haag gekommen. Manche flehten den Ex-General an, ihre Männer zu verschonen. Mladic versprach es - und schickte sie in den Tod.

Munira Subasic schaute ihm vor 16 Jahren schon einmal in die Augen, bevor er ihr ihren Mann und ihren 18-jährigen Sohn wegnahm. Nun ist sie nach Den Haag gekommen, um zu sehen, wie Ratko Mladic sich endlich vor Gericht verantworten muss. "Ich bin hier, um seine blutigen Augen zu sehen", sagt Subasic, ein führendes Mitglied der Mütter von Srebrenica, einer Gruppe, die die Angehörigen der Opfer der schlimmsten Gräueltat in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg vertritt.

Munira Subasic, Vorsitzende der Organisation "Mütter von Srebrenica".

Munira Subasic, Vorsitzende der Organisation "Mütter von Srebrenica".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der serbische Ex-General Mladic erschien erstmals vor seinen Richtern im UN-Tribunal in Den Haag. Der Vorwurf lautet auf Völkermord, weil er 1995 die Ermordung von rund 8000 muslimischen Männern und Jungen in Srebrenica in Bosnien-Herzegowina angeordnet haben soll.

"Ich suchte nach den Knochen"

"Ich traf ihn damals, und ich flehte ihn an, meinen Sohn am Leben zu lassen", sagte Subasic kurz vor Beginn von Mladics erstem Gerichtsauftritt. "Dieser Verbrecher versprach es mir, aber er war nicht menschlich genug. Er nahm meinen Sohn fest und schickte ihn in den Tod, und in den vergangenen 16 Jahren lebte er, während ich nach den Knochen meines Sohnes suchte."

Nach Angaben von Axel Hagedorn, Anwalt der Mütter von Srebrenica, fand diese Begegnung im Juli 1995 im Dorf Potocari statt, wo die Menschen aus Srebrenica zusammengetrieben wurden, bevor Männer und Jungen vom Rest getrennt wurden. "Subasic schaute ihm direkt in die Augen und sprach mit ihm, und einen Augenblick später nahm er ihren Mann und ihr Kind weg", sagte Hagedorn.

Klage gegen UN und die Niederlande

Schuldig oder nicht schuldig? Ratko Mladic wollte sich nicht äußern.

Schuldig oder nicht schuldig? Ratko Mladic wollte sich nicht äußern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Subasic sagte, dass sie insgesamt 21 Angehörige bei dem Massaker verloren hat. Sie und eine Handvoll Mütter von Srebrenica, die nach Den Haag gekommen waren, sollten auch Chefankläger Serge Brammertz treffen. "Ich wäre glücklich, gegen Mladic auszusagen, wenn mich das Gericht dazu einlädt", sagte sie.

Subasics Gruppe hat auch einen Zivilprozess gegen die Vereinten Nationen und gegen den niederländischen Staat angestrengt, weil holländische UN-Truppen damals dabei versagten, Srbrenica vor Mladics Truppen zu schützen. "Die Vereinten Nationen und (der damalige UN-Generalsekretär) Butros-Ghali und die holländischen Truppen, sie alle waren beteiligt", klagte sie.

Quelle: ntv.de, Alvise Armellini, dpa

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