Simbabwe wählt Mugabe zuversichtlich
29.03.2008, 10:42 UhrIm afrikanischen Krisenstaat Simbabwe sind unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt worden. Die Wahlbüros schlossen zwar am Abend, blieben nach Medienberichten aber noch für die in den Warteschlangen anstehenden Wähler zugänglich. Die Wahlbeteiligung wurde als rege beschrieben. Allerdings gab es Kritik an einem schleppenden Abstimmungsprozess sowie einer hohen Zahl von Wählern, die abgewiesen wurden. Der seit 28 Jahren regierende Präsident Robert Mugabe rechnete fest mit einer Wiederwahl.
Anschlag aufs Haus einer Kandidatin
Die Auszählung der Stimmen sollte wenig später beginnen. Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, soll der Sieger der Präsidentenwahl bekanntgegeben werden. Beobachter rechnen frühestens am Montag damit. Die angesichts einer schweren Wirtschaftskrise mit Spannung erwarteten Wahlen wurden von einem Anschlag auf das Haus einer Kandidatin der regierenden ZANU(PF)-Partei von Präsident Robert Mugabe überschattet. In einem Vorort der Stadt Bulawayo explodierte ein Sprengsatz. Verletzt worden sei niemand.
Mugabe zuversichtlich
Ansonsten verlief die Wahl nach ersten Berichten störungsfrei. Die Sicherheitskräfte des Landes waren in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Vor einigen Wahlbüros bildeten sich schon kurz nach Mitternacht lange Warteschlangen. Oppositionschef Morgan Tsvangirai von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) beklagte bei der Stimmabgabe den schleppenden Wahlprozess. Er erneuerte seine Kritik, die Wahl könne kaum fair sein. Amtsinhaber Mugabe zeigte sich bei der Stimmabgabe zuversichtlich, dass er die Wahl gewinnen würde.
Simbabwe befindet sich nach einer kostspieligen Verstrickung in den Kongo-Krieg, einer chaotischen Landreform mit der Vertreibung und Enteignung tausender weißer Farmer sowie langer Dürre wirtschaftlich im freien Fall. Insgesamt waren 5,9 Millionen Stimmberechtigte zur Wahl aufgerufen. Der Urnengang galt als bisher größter Test für den seit 28 Jahren regierenden Mugabe (84), der sich trotz der schlimmsten Krise in der Geschichte des Landes im Amt bestätigen lassen wollte.
Mugabe in Umfragen vorn
Nach einer von der staatlich kontrollierten Zeitung "The Herald" veröffentlichten Umfrage unter 10.322 Simbabwern konnte Mugabe mit 56 Prozent der Stimmen rechnen. Auf Oppositionschef Tsvangirai sollten danach knapp 27 Prozent, auf Mugabes früheren Finanzminister Simba Makoni knapp 14 Prozent der Stimmen entfallen.
Betrug mit Wählerliste
Neben einem Präsidenten bestimmten die Simbabwer auch die 210 Mitglieder des Parlaments und des 60 Sitze umfassenden Senats sowie knapp 2.000 Kommunalpolitiker. Westliche Beobachter waren ebenso wie viele westliche Journalisten nicht ins Land gelassen worden. Dagegen durften befreundete Staaten wie Südafrika oder die regionale Staatengemeinschaft SADC Beobachter entsenden. Die Beobachter des Panafrikanischen Parlaments schickten eine Beschwerde an die Wahlkommission, nachdem sich die Adresse von rund 8.500 Registrierten auf der Wählerliste als freies Stück Land entpuppte.
Quelle: ntv.de