Gewaltwelle in Ägypten Mursi ruft zur Ruhe auf
26.01.2013, 02:40 UhrDer unter starkem innenpolitischen Druck stehende ägyptische Präsident Mursi verurteilt die Ausschreitungen in seinem Land. Er kündigt ein hartes Vorgehen gegen die Gewalttäter an. In der Hauptstadt Kairo drohen heute weitere Auseinandersetzungen.
Nach heftigen Ausschreitungen mit mehreren Toten und hunderten Verletzten am zweiten Jahrestag der ägyptischen Revolution hat Präs ident Mohammed Mursi zur Ruhe aufgerufen und die Gewalt verurteilt. Sie verderbe den zivilisierten Charakter der Revolution, schrieb Mursi in mehreren Mitteilungen über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Ich fordere alle Bürger auf, ihre Meinung im Sinne der noblen Prinzipien der ägyptischen Revolution friedlich und frei auszudrücken."
Der islamistische Staatschef kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Gewalttäter an. "Die ägyptischen Behörden werden die Kriminellen jagen und sie vor Gericht bringen", versprach er. Außerdem werde alles getan, "um friedliche Demonstrationen zu sichern und zu schützen". Zugleich drückte Mursi den Opfern der Gewalt sein Mitgefühl aus.
In Suez ist am frühen Morgen nach schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten die Armee aufmarschiert. Der Sicherheitschef von Suez, Adel Refaat, sagte im Staatsfernsehen, er habe das Militär um Verstärkung gebeten. Die Unterstützung sei erforderlich, bis "diese schwierige Zeit" vorüber sei.
In Kairo drohen heute neue gewaltsame Proteste. Fußballfans des Hauptstadtclubs Al-Ahly kündigten am Freitag Ausschreitungen an, falls bei einem Gerichtstermin zu den tödlichen Krawallen bei einem Auswärtsspiel ihrer Mannschaft vor einem Jahr keine gerechten Urteile gefällt würden. Nach der Begegnung am 1. Februar 2012 beim Verein Al-Masry in Port Said kam es zu Kämpfen zwischen den Anhängern und einer Massenpanik, bei der 74 Menschen starben. Bei anschließenden Straßenkämpfen wurden weitere 16 Menschen getötet.
"Gerechtigkeit oder Blut"
Viele Fans warfen den Sicherheitskräften vor, die Katastrophe aus Rache angestachelt zu haben, denn die Anhänger spielten eine große Rolle bei der Revolte gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Eine Parlamentsuntersuchung kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Randale nicht von Anhängern des damals regierenden Militärrats geschürt wurde. Verantwortlich waren demnach die Fans selber und mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen.
In dem Prozess sind zahlreiche Fußballanhänger wegen Mordes angeklagt. Beschuldigt werden aber auch neun Polizisten, die die Katastrophe begünstigt haben sollen. Die Al-Ahly-Fans haben in Kairo bereits vergangene Woche protestiert und den öffentlichen Verkehr behindert. Auf ihrer Facebook-Seite erklärten sie, der Samstag werde für viele ein entscheidender Tag. "Hütet Euch vor unserem Zorn: Gerechtigkeit oder Blut", mahnten die Fans. Doch das Gerichtsurteil könnte verschoben werden. Die Staatsanwaltschaft hat bereits mitgeteilt, dass es neue Beweise gibt.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts