Polizei setzt Tränengas ein Mursi verlässt seinen Palast
04.12.2012, 18:56 Uhr
Als "letzte Warnung" wollen die Demonstranten die Proteste in Kairo verstanden wissen.
(Foto: dpa)
Die Wut vieler Ägypter auf Präsident Mursi ist groß. Sie protestieren weiter gegen die neue Verfassung. Bei einem Marsch auf den Präsidentenpalast wollen sie den Entwurf anprangern. Als sie die Barrieren durchbrechen, reagiert die Polizei hart.
Bei Protesten gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi und den Entwurf der neuen ägyptischen Verfassung ist es in Kairo zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Menge vor dem Präsidentenpalast ein, als Demonstranten Stacheldrahtabsperrungen zerschnitten.
Die Einsatzkräfte wichen anschließend zurück, danach gelang es den Demonstranten, bis zu den Palastmauern vorzudringen. Aus dem Umfeld von Mursi verlautete, der Präsident habe den Palast nach den Zusammenstößen verlassen.
"Hau ab!" und "Das Volk will den Sturz des Regimes"
Oppositionsgruppen hatten zu einem Marsch auf den Präsidentenpalast aufgerufen. Der Protest trug das Motto "Letzte Warnung". Die Sicherheitskräfte rund um den Amtssitz Mursis waren durch Einheiten der Bereitschaftpolizei verstärkt worden. Mehrere Schulen und zahlreiche Geschäfte schlossen vorsichtshalber früher.
Die Demonstranten zogen seit dem Nachmittag durch die ägyptische Hauptstadt. Einige trugen Aufkleber mit dem Slogan: "Die Verfassung der Muslimbrüder ist illegitim". Manche skandierten "Hau ab!", andere riefen "Das Volk will den Sturz des Regimes"; mit diesem Schlachtruf hatten die Demonstranten Anfang 2011 den damaligen Machthaber Husni Mubarak aus dem Amt vertrieben.
Ägypten steckt in einer tiefen politischen Krise, seitdem Mursi sich am 22. November per Dekret weitreichende neue Befugnisse sicherte. Vor allem untersagte er der Justiz die Prüfung und Aufhebung seiner Beschlüsse. Er verbot zudem die gerichtliche Auflösung der von den Islamisten dominierten Verfassunggebenden Versammlung. Das Gremium segnete im Eilverfahren den Entwurf des neuen Grundgesetzes ab. Am 15. Dezember soll nach dem Willen Mursis in einem Referendum über den Text abgestimmt werden.
Quelle: ntv.de, AFP/rts